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Hilfswerk: Vorwurf des „Sozialbetrugs“ gegen Osteuropäer ungerecht

Das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis wendet sich gegen die pauschale Unterstellung des Sozialbetrugs im Fall von Osteuropäern, die von Deutschland Kindergeld beziehen.

„Missstände müssen abgestellt werden, aber Verallgemeinerungen und Unterstellungen helfen hier nicht weiter“, zitiert eine Aussendung Pfarrer Christian Hartl, den Hauptgeschäftsführer der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, am Freitag. Die pauschalisierende Unterstellung von „Sozialbetrug“ blendeten die sozialen und psychischen Folgen der Arbeitsmigration für die zurückgebliebenen Familien aus.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Zahl der Minderjährigen, für die der deutsche Staat Kindergeld ins Ausland überweist, auch 2018 deutlich ansteigt. Einige Bürgermeister schlugen Alarm und sprachen von „gezielter Migration ins deutsche Sozialsystem“ und „krimineller Energie“.

Mehr Sensibilität für das Schicksal der Euro-Waisen

 

Renovabis verwies ausdrücklich auf das Schicksal der in den Herkunftsländern zurückbleibenden Kinder, der sogenannten „Euro-Waisen“. Über Jahre von ihren arbeitenden Eltern getrennt, wachsen sie bei Großeltern oder anderen Verwandten in der Ukraine, in Moldawien, Rumänien oder Bulgarien auf. Für sie habe das Osteuropa-Hilfswerk viele soziale und pastorale Projekte mit Partnern vor Ort ins Leben gerufen.

Für die schwierige Situation diese Kinder und ihrer Familien erhofft sich Hartl in der deutschen Öffentlichkeit mehr Sensibilität und Aufmerksamkeit. Vor allem dürfe es keinen Generalverdacht gegen Osteuropäer geben, auch dann nicht, wenn einzelne Betrugsfälle aufgespürt würden. Es komme vielmehr darauf an, dass „die EU einheitliche soziale Vergleichsstandards schafft, die letztlich mehr Transparenz ermöglichen und den Zusammenhalt Europas stärken“, so Hartl.

(pm – gs)

 

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10. August 2018, 13:58