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Österreichs Innenminister Herbert Kickl (links) bei einem Treffen in Innsbruck Österreichs Innenminister Herbert Kickl (links) bei einem Treffen in Innsbruck 

Südtirol: Doppelpass-Debatte soll nicht spalten

Ob Österreich den Südtirolern wirklich die doppelte Staatsbürgerschaft gewähren will, ist noch nicht ganz klar, doch seit Wochen sorgt der Vorstoß für Debatten. Der Bischof von Bozen-Brixen warnt vor Spaltungen. Südtirol habe schon jetzt eine kulturelle Brückenfunktion mitten in Europa, sagt Ivo Muser im Gespräch mit Vatican News.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Medienberichten zufolge will die Regierungskoalition zwischen ÖVP und FPÖ nach der Sommerpause am 7. September einen Gesetzesentwurf vorlegen, der Südtirolern die österreichische Staatsbürgerschaft gewähren würde. Die Regierung will das mit Rom absprechen. Doch die Debatte sorgt für Unmut, da man nationalistische Schlagabtausche befürchtet. Für den Bischof von Bozen und Brixen, Ivo Muser, ist klar: ein solches Anliegen darf nicht zu Spaltungen führen.

Zum Nachhören

„Diese Diskussion wird mit einer bestimmten Insistenz und einer bestimmten Ideologie sowie Polemik geführt. Mein Anliegen ist es, dass diese Diskussion nicht unser Land spaltet. Wir haben unsere Wunden. Es sind die Wunden, die geschlagen wurden vor allem durch den Faschismus und den Nationalsozialismus und dann der unseligen Zeit der Option. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten auch gute gemeinsame Wege zurückgelegt. Das alles soll auf keinen Fall in Frage gestellt werden. Wir haben unsere Autonomie, von der ich überzeugt bin, dass viele ihren Beitrag dazu geleistet haben. Diese Autonomie betrifft alle Sprachgruppen und kommt ihnen zugute. Unser Land zeichnet sich eben aus durch seine Geschichte, seine Kultur und Mehrsprachigkeit.“

„Gefährlich wird es, wenn man die eigene Identität betonen will in der Abwertung der Identität der anderen“

Südtirol sei somit ein Land, das verbinde und nicht Menschen ausschließe, erläutert der Bischof weiter. Die Töne in Rom waren alles andere als positiv. Sowohl in der Regierung als auch in der Opposition spricht man von „gefährlichen und besorgniserregenden Tönen aus Wien“. Der Bischof von Bozen und Brixen betont, dass sich die Südtiroler bisher immer als Brückenbauer empfunden hätten.

„Das ist eine Herausforderung, und zwar sowohl politisch als auch gesellschaftlich. Das gilt auch für das persönliche und konkrete alltägliche Zusammenleben der Menschen. Es gibt nun einmal verschiedenen Identitäten und verschiedene Sprachen und Kulturen. Es gibt einen Teil der Bevölkerung, der sich besonders mit dem Norden verbunden fühlt, und ein Teil, der sich mit dem Süden verbunden fühlt. Es geht um Ausgleich und Wertschätzung. Gefährlich wird es, wenn man die eigene Identität betonen will in der Abwertung der Identität der anderen.“

Kritiker der Doppelpass-Initiative werfen den Politikern vor, durch populistisches Auftreten der Debatte ein polemisches Profil zu geben. Bischof Muser sieht aber nicht nur die Politiker in der Pflicht:

„Politik ist kein schmutziges Geschäft. Ich halte auch nichts davon, mit den Politikern zu schimpfen. Es geht um das Gemeinwohl und es geht um das Stärken der ausgleichenden Stimmen. Das ist auch der Beitrag der Kirche, denn Politik ist durchaus wichtig und wirkt sich ja auch ganz konkret auf das Zusammenleben der Menschen aus. Gerade deswegen halte ich diese Diskussion um den Doppelpass als eine Debatte, in der man größte Vorsicht anwenden muss.“

(vatican news)

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26. Juli 2018, 14:26