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Franz Jung, ab Sonntag Bischof von Würzburg Franz Jung, ab Sonntag Bischof von Würzburg 

„Etwas aufgeregt“: Franz Jung vor seiner Bischofsweihe

Premiere für den Dom von Würzburg: Die Weihe von Franz Jung an diesem Sonntag wird die erste eines Diözesanbischofs im Kiliansdom sein, der nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurde. Die Weihe Jungs wird der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick vornehmen. Der neue Bischof ist „etwas aufgeregt“, wie er im Gespräch mit dem Domradio zugab.

„Wir haben aber einen Rundgang gemacht durch den ganzen Dom, alle Schauplätze des Weihegottesdienstes mal besichtigt, sodass man langsam auch mit den Örtlichkeiten vertraut wird und auch mit der Feier, wo die sich abspielt und was dann passiert. Und es gibt eine gewisse Sicherheit in der Vorbereitung auch auf diesen Gottesdienst.“

Ach ja, genau – wie bereitet sich eigentlich ein Mann auf seine Weihe zum Bischof vor?

Kann ich das einlösen?

 

„Ende April hatte ich mir eine ganze Woche Stille gegönnt in Exerzitien. Das war eine Zeit des persönlichen Rückblicks auf das, was bislang war und das, was dann kommen wird. Für mich die letzten Tage und Wochen immer wieder besonders die Weiheversprechen.“

Zum Nachhören

Es seien ja doch“ ganz besondere Dinge, die man da noch mal verspricht“. „Insbesondere das Apostelamt wahrzunehmen, das Evangelium treu zu verkünden, den Priestern und Diakonen ein guter Vater zu sein, für die Armen und Heimatlosen einzustehen und auch den Verirrten als guter Hirte nachzugehen. Es sind ja große Dinge, die man da verspricht und wo man sich selbst immer fragt: Kann ich das einlösen? Wie will ich das einlösen? Werden wir gemeinsam einen guten Weg finden?“

Veränderung ist unabweisbar - das sieht jeder

 

Die wohl größte Herausforderung, vor der Jung in seinem Bistum stehen wird, ist wohl die „Pastoral der Zukunft“: Unter diesem Motto läuft in der Diözese seit knapp zwei Jahren schon ein Strukturprozess, der die Zahl von derzeit noch gut 600 Pfarreien drastisch reduzieren soll. So etwas hat Jung in Speyer als Generalvikar auch schon durchgeführt. Wie erklärt man solche kontrollierten Schrumpfungen den Gläubigen?

„Als Erstes würde ich sagen, dass eine Veränderung unabweisbar ist, das sieht, glaube ich, jeder. Der Status quo, so wie Kirche vor noch wenigen Jahrzehnten war, ist es nicht mehr. Die Veränderung findet jetzt schon statt und die Frage ist 'Wie kann man diese Veränderung, die jetzt hier Platz gegriffen hat, wie kann man die positiv gestalten?' Da ist natürlich Angst kein guter Faktor. Angst tendiert dazu, immer das Alte um jeden Preis festhalten zu wollen. Auch wenn man sieht, dass es eigentlich gar keinen Sinn hat. Das heißt, die Angst abzulegen und gemeinsam nach einem guten Weg für die Zukunft zu sorgen. Und diesen Weg zu besprechen. Ich glaube, das Erfolgsrezept in Speyer war, dass wir das tatsächlich kommunikativ und partizipativ gestaltet haben, sodass keiner Angst haben muss, dass irgendwelche Dinge passieren, bei denen er nicht weiß, was da passiert und dass er auch nie die Möglichkeit gehabt hätte, noch mal seines dazuzugeben und es in einer positiven Weise mitzugestalten. Ich glaube, das ist die Herausforderung, vor der wir stehen.“

Wir müssen die Schnittstellen schaffen

 

Der Grund für diese Strukturprozesse ist natürlich die abnehmende Zahl der Kirchenmitglieder. Wie kann man denn Menschen, vor allem junge Menschen, auch wieder für Kirche begeistern?

„Indem man schaut, wie deren Lebenswelt strukturiert ist und wo Punkte sind, an die man anknüpfen kann als Kirche. Das ist nicht nur die Herausforderung für junge Menschen, sondern für alle heute. Ich sag immer so schön: Wir müssen die Schnittstellen schaffen. Die sind nicht einfach wie in volkskirchlichen Zeiten, sondern wir müssen gucken, wo können wir anknüpfen an deren Lebenswelt. Das sehe ich viele Möglichkeiten. Das eine sind Gottesdienste mit Stille und Ruhe. Der normale Gemeinde-Gottesdienst spricht die ältere Generation an. Ich glaube, die junge Generation sucht Meditation, sucht Innerlichkeit und wir haben noch viel zu wenige Formate dafür.“

„Projekte, die die Welt verändern“

Und sonst? „Projekte, die die Welt verändern“, das sagt der kommende Bischof von Würzburg ganz ohne Ironie. „Junge Menschen suchen nach dem, was sie gestalten können, wo man sieht, dass man etwas bewirken kann. Das heißt eine Pastoral, die auch stark sozial orientiert ist, so wie es Papst Franziskus uns ja auch immer wieder ins Stammbuch schreibt.“

(domradio – sk)
 

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09. Juni 2018, 13:15