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Kardinal Reinhard Marx will auch mit dem Papst im Gespräch über Kommunionempfang bleiben Kardinal Reinhard Marx will auch mit dem Papst im Gespräch über Kommunionempfang bleiben 

Kommunionstreit: Kardinal Marx ist überrascht

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx will über die Frage des Kommunionempfangs an nichtkatholische Ehepartner in Deutschland und im Vatikan weiter im Gespräch bleiben. Das steht in einer kurzen Erklärung der Bischofskonferenz vom Montagabend.

Über den am Montag publik gewordenen Brief aus Rom, der die unveröffentlichte Handreichung der deutschen Bischöfe als „noch nicht zur Veröffentlichung reif“ bezeichnet wird, sei der Kardinal „überrascht“. Bei dem Gespräch am 3. Mai in Rom sei den teilnehmenden deutschen Bischöfen gesagt worden, sie sollten „im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung“ finden. Der Brief aus Rom sei nun „noch vor dem Finden einer solchen einmütigen Regelung“ eingegangen.

 

Weiter Gesprächsbedarf

 

Marx habe den an ihn gerichteten Brief des Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre vom 25. Mai 2018 am Montagabend erhalten. Er sehe „auch nach dem Brief weiteren Gesprächsbedarf innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz, vor allem auch im Ständigen Rat und in der Herbst-Vollversammlung, aber auch mit den entsprechenden Römischen Dikasterien und dem Heiligen Vater selbst“, so die Erklärung wörtlich.

Besorgt über die Entwicklungen im Kommunionstreit äußerte sich der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg. „Mich wundert dieses Verhalten, das mir ziemlich unsolidarisch erscheint“, sagte er am Montagabend in Bonn.

Kaum ein Land habe so viele konfessionsverbindende Ehen wie Deutschland, merkte Sternberg an und fragte, ob das Problem nicht längst pastoral vor Ort gelöst sei. Die Familien, denen der Glaube wichtig sei, hätten Wege der Eucharistiegemeinschaft in ihren Gemeinden gefunden, daher sollten sich die betroffenen Ehepaare, Priester und Gemeinden „nicht verunsichern lassen.“

 

Worum die Bischöfe streiten

 

Seit mehreren Wochen dauert die Debatte um den Kommunionempfang nicht-katholischer Ehepartner in Deutschland nun an. Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung im Februar beschlossen die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) mit Zweidrittelmehrheit eine Handreichung zum Kommunionempfang für nicht-katholische Ehepartner. Die Handreichung ist nicht veröffentlicht und somit nicht umgesetzt.

Sieben Bischöfe stellten sich gegen die in der Handreichung erklärte Erlaubnis für Protestanten, in bestimmten Fällen die Kommunion zu empfangen. Sie baten im Vatikan schriftlich um Klarstellung. Die Frage ist grundsätzlicher Natur: Kann eine solche Regelung überhaupt von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden?

Daraufhin lud die Glaubenskongregation eine Gruppe deutscher Bischöfe von beiden Seiten am 3. Mai zu einem vertiefenden Gespräch. Von diesem Treffen unter der Leitung des Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, und des Präsidenten des päpstlichen Ökumenerats, Kardinal Kurt Koch, drang wenig nach außen, es wurde Stillschweigen vereinbart. Wenig später teilte der Vatikan mit, der Papst erwarte von den deutschen Bischöfen, dass diese selbst „im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung finden“. Lobend erwähnt wurde bei dieser Gelegenheit das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe.

Just an dem Tag, an dem die Bischöfe in Rom diskutierten, veröffentlichte der Vatikan außerdem ein Grundsatzpapier zum Thema Synodalität. Die Internationale Theologenkommission des Papstes stärkt darin die Bedeutung der nationalen Bischofskonferenzen, betonte aber, die Kirche sei kein Parlament: Ein Ergebnis von Diskussionen könne vielmehr als das Niederringen des Gegners eine „gemeinsamen Unterscheidung“ und eine „Gemeinschaft in Verschiedenheit“ sein.

 

Gab der Papst Woelki und den übrigen nun recht?

 

Der Kölner Erzbischof Kardinal Woelki, der an der Spitze der siebenköpfigen Gruppe steht und bei der Unterredung in Rom dabei war, differenzierte seine Haltung Anfang Juni nochmals aus. In Ausnahmefällen, so Woelki, sei die Kommunion für Protestanten in Ordnung, doch dürften „pastoral begründete Ausnahmeregelungen nicht als neue Normen festgeschrieben werden“. Zwei Wochen zuvor war der Kölner Erzbischof in Rom zu einer eigenen Privataudienz bei Papst Franziskus gewesen. Woelki argumentierte weiter, Kommunionempfang und Kircheneinheit hingen unmittelbar zusammen. Auch für konfessionsverschiedene Ehepartner gelte es, „den Schmerz der Kirchenspaltung auszuhalten“.

Nur zwei Tage nach Woelkis Stellungnahme wurde der Brief von Erzbischof Ladaria an Kardinal Marx publik. Darin heißt es unter anderem, Papst Franziskus halte die Handreichung vorerst für „nicht reif zur Veröffentlichung“. Das Gespräch am 3. Mai habe gezeigt, dass das Papier „eine Reihe von Problemen von erheblicher Relevanz aufwirft“.

(pm/Vatican News – gs/ms)

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05. Juni 2018, 09:02