ZdK-Präsident Thomas Sternberg in Rom ZdK-Präsident Thomas Sternberg in Rom 

ZdK-Präsident: Papst in Kommuniondebatte geradezu „salomonisch“

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, bedauert, dass der Brief von sieben deutschen Bischöfen nach Rom im Kommunionstreit gemischtkonfessionelle Paare „verunsichert“ habe. Denn wem das Anliegen des gemeinsamen Kommunionempfangs wirklich am Herzen liege, habe das „schon längst für sich gelöst“, betonte er am Montag gegenüber Vatican News.

Christine Seuss - Vatikanstadt

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Sternberg begleitete den Nordrhein-Westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet als Delegationsmitglied bei dessen Vatikanbesuch. „Diese Kommuniondebatte, das muss man zunächst einmal feststellen, ist nicht die Frage der gemischtkonfessionellen Paare, die das für sich fast überall schon gelöst haben," meint der ZdK-Präsident.

Denn: „Entweder sind sie gar nicht mehr dabei, oder, wenn es ihnen wichtig war, haben sie das in bester Übereinstimmung mit ihren Pfarrern, Priestern und Gemeinden gelöst. Und die Bischöfe hatten die löbliche Absicht, das auch in einen rechtlich verbindlichen Rahmen zu bringen. Dass das nun durch das Schreiben zu einer Verunsicherung geführt hat, das finde ich eigentlich den schlimmsten Nebeneffekt der ganzen Geschichte. Denn die Paare sollten sich nicht verunsichern lassen, sondern einfach die Praxis weiterführen, die sie schon längst eingeführt hatten.“

„Für mich ist die Antwort an die Bischöfe ein Beispiel vatikanischer Klugheit“

Doch der Streit habe sich in erster Linie an der Frage entzündet, ob eine regionale Bischofskonferenz eine derartige Frage lösen könne, oder ob für diese nicht vielmehr in Rom eine weltweit verbindliche Anweisung gegeben werden müsste. Die Antwort, die aus Rom gekommen sei, halte er für geradezu „salomonisch“, betont Sternberg:

„Für mich ist sie ein Beispiel für vatikanische Klugheit. Das heißt, sie haben nicht entschieden – denn in diesem Fall hätte das Prinzip Roma locuta, causa finita wieder gestimmt und wäre die Bischofskonferenz nicht gestärkt worden - sondern der Papst bzw. Rom haben zwei Dinge gesagt: zum einen, klärt die Frage zu Hause in der Bischofskonferenz, das bedeutet also eine klare Stärkung der Bischofskonferenz. Und zum anderen: klärt es; also der Auftrag, die ökumenische Thematik weiter zu verfolgen. Der Papst hat nicht gesagt, ich kläre das, stoppe die Diskussion und es wird nicht gemacht – was verheerende Wirkung gehabt hätte.“

„Einmütig heißt nicht einstimmig“

Nun gehe es allerdings um die Frage, wie man in der deutschen Bischofskonferenz zu einer einmütigen Entscheidung kommen könne, meint Sternberg, der jedoch auch betont: „Einmütig heißt nicht einstimmig. Wie das jetzt aussehen wird, da habe ich die große Hoffnung, dass auch manche der Bischöfe, die diesen Brief vielleicht auch blauäugig unterschrieben haben, in der Meinung, das jetzt in Rom einmal abprüfen zu lassen, jetzt auch gemerkt haben, dass das Ganze eine ziemlich schwierige Wirkung nicht nur für die Ökumene, sondern überhaupt für die pastorale Situation in Deutschland hat.“

Denn in Deutschland sei die gemischtkonfessionelle Ehe keineswegs mehr eine Ausnahme, gibt Sternberg zu bedenken, der sich bei seinen Ausführungen auf hochrangige Vatikanvertreter stützt: „Mein theologischer Lehrer und nicht unbedeutender Kardinal, Walter Kasper, hat bei einer Veranstaltung beim Weltfriedenstreffen in Münster in der Petrikirche gesagt, dass derjenige, der in der Eucharistiefeier das, was dort gesagt wird, mit seinem Amen überzeugend bekräftigen kann, zur Eucharistie eingeladen ist.“ Er selbst sei im Anschluss an die Veranstaltung auf den Kardinal zugegangen und habe ihn gefragt, ob diese Deutung korrekt sei, erzählt der ZdK-Präsident. „Daraufhin hat er gesagt: Herr Sternberg, Sie haben das völlig richtig verstanden und ich sage noch dazu, ich weiß mich in dieser Haltung mit dem Heiligen Vater in Übereinstimmung.“

 

Familie ist „Keimzelle der Ökumene“ 

 

Die Diskussion um den Kommunionempfang schade nicht nur der Ökumene als Ganzes, betont Sternberg, sondern bringe auch Verunsicherung für die Gläubigen mit sich. Dies sei umso trauriger, als er die Familie als wahre „Keimzelle der Ökumene“ verorte – „denn die müssen sie in ihrer Familie praktizieren. Das geschieht täglich, überall. Die müssen im Grunde genommen ökumenisch abklären, wie taufen wir die Kinder, wie erziehen wir die Kinder, wie leben wir unseren Glauben, wo gehen wir in die Kirche? Wenn das den beiden wichtig ist, ist das genau das Laboratorium für Ökumene. Und das ist in Deutschland besonders intensiv ausgeprägt.“

Ebenso vermisse er bei einigen katholischen Würdenträgern, die sich gegen eine Öffnung der Kommunion für anderskonfessionelle Ehepartner aussprechen, eine gewisse Kohärenz bei ihren Bewertungen, so Sternberg mit Verweis auf andere Realitäten, in denen die ökumenische Kommunion längst anerkannte Praxis ist. „Und wenn ich dann sehe, dass selbst die konservativsten Bischöfe und Kardinäle es für völlig angemessen halten, dass beispielsweise in Taizé jeden Tag Kommunion ausgeteilt wird und sonntags Eucharistie gefeiert wird, dann muss ich sagen, finde ich den Grad der Unangemessenheit der theologischen Debatte, die da gerade läuft, immer erstaunlicher,“ so das Urteil des ZdK-Präsidenten.

„Denn Grundlage muss doch die Überzeugung sein, der gemeinsame Glaube, die gemeinsame Eucharistie. Das sind die entscheidenden Dinge. Heißt das wirklich, dass ich in den letzten Fasern des Amtsverständnisses übereinstimmen muss, um Communio im Sinne der Eucharistie halten zu können? Das ist meines Erachtens ein Communio-Begriff, der die Organisationsform und die theologische Communio unangemessen in Eines setzt. Und das passiert da.“

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29. Mai 2018, 14:37