Hier mal ohne Kreuz: Markus Söder Hier mal ohne Kreuz: Markus Söder 

Söder verteidigt Kruzifix-Beschluss

Die Debatte über Kreuze in bayerischen Amtsstuben wird schärfer. Bayerns neuer Ministerpräsident Markus Söder weist die lebhafte Kritik an seinen Plänen zurück. In den „Tagesthemen“ sagte er am Donnerstag Abend, das Kreuz gehöre „zu den Grundfesten des Staates“.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

Es stimme zwar, dass das Kreuz in erster Linie ein religiöses Symbol sei. Doch habe es auch eine „identitätsstiftende, prägende Wirkung“ für die Gesellschaft. Es sei auch „ein Stück Selbstvergewisserung unserer kulturellen, gesellschaftlichen und immateriellen Werte“.

„Ich wundere mich, dass wir über Toleranz für andere Religionen reden und uns nicht trauen, zu unseren eigenen Werten, zu unserer eigenen Religion zu stehen“, sagte Söder. Hinter dem Kruzifix stehe auch ein „ideelles Wurzelgeflecht“, zu dem zum einen die Religion an sich gehöre, „aber auch das, was unser Land geprägt hat: die Kirchen, die Klöster, die Werte, die religiöse Erziehung, die kirchliche Prägung dieses Landes“.

Söder hat erst vor kurzem nach zähem Kampf sein Amt als Nummer eins in Bayern von Horst Seehofer bekommen; im Oktober hat er eine Landtagswahl zu bestehen, mit der sich für seine CSU einige Befürchtungen verbinden.

„Schade, dass wir darüber einen Streit führen“

Er sei, so fuhr Söder fort, „der festen Überzeugung, dass die Werte, die im Christentum verankert sind, auch die Basis waren für den säkularen Staat, für die Menschenwürde“. Toleranz, Nächstenliebe, Respekt und Menschenwürde basierten auf der „christlich-abendländischen Idee, geprägt von jüdischen und humanistischen Wurzeln“. Diese Werteordnung basiere auf den Erlebnissen im Nationalsozialismus, als „keine Anbindung an Werte“ vorherrschte.

Er finde es „schade, wenn wir darüber einen Streit führen“, sagte Söder, der auch die Kritik aus kirchlichen Kreisen aufgriff: „Da wäre mir eigentlich lieber, man würde sich zum eigenen Kreuz bekennen, man würde sich zum Symbol der eigenen Religion dazustellen, anstatt es kritisch zu hinterfragen.“ Er glaube nicht, dass sich Moslems, Juden oder Atheisten durch das Aufhängen des Kreuzes bedrängt fühlen würden, so Söder, „da keine unmittelbare Konfrontation besteht“.

Das bayerische Kabinett hatte am Dienstag beschlossen, dass ab 1. Juni in allen staatlichen Behörden im Eingangsbereich ein Kreuz angebracht werden soll.

„Unheilige Allianz“

Vertreter von Kirchen und Gläubigen hatten sich daraufhin skeptisch bis ablehnend geäußert. Der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose erklärte, das Kreuz tauge nicht „als verlängerter Arm einer Politik der Ausgrenzung oder des nationalistischen Egoismus“ und dürfe nicht zu „bayerischer Folklore“ herabgestuft werden.

„Als junge Christinnen und Christen sind wir persönlich schockiert und betroffen“, schrieben der Bund der Deutschen Katholischen Jugend Bayern und die Evangelische Jugend Bayern in einem gemeinsamen offenen Brief an die bayerische Staatsregierung. Das Ursymbol des Christentums werde instrumentalisiert und als Ausgrenzungssymbol missbraucht.
CSU-Generalsekretär Markus Blume nannte die Gegner der Kruzifix-Pläne am Donnerstag „eine unheilige Allianz von Religionsfeinden und Selbstverleugnern“. „Wer ein Kreuz aufhängt, legt damit ein Bekenntnis ab und muss sich nicht rechtfertigen.“

Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, warf Söder „plumpes Wahlkampfgetöse“ vor. Sie war von 2009 bis 2013 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der frühere bayerische Kultusminister Hans Maier (CSU) sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur, es wäre besser gewesen, „alle bei uns lebenden Religionen zur Verständigung und zur Zusammenarbeit aufzurufen“, statt Andersgläubige durch Symbolpolitik auszugrenzen. Alle sollten sich zu ihrem Glauben bekennen und diesen in der Öffentlichkeit vertreten, so der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

(tagesthemen/bayerischer rundfunk/agenturen/vatican news)

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27. April 2018, 10:03