Kleinen Mädchen soll das Tragen eines Kopftuchs in Kindergärten und Schulen in Österreich verboten werden Kleinen Mädchen soll das Tragen eines Kopftuchs in Kindergärten und Schulen in Österreich verboten werden 

Österreich debattiert über ein Kopftuchverbot

Die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs sagt, ein Verbot treibe Betroffene in die Opposition zum Staat und in Isolation. Gespräche mit Betroffenen und Verantwortlichen der islamischen Glaubensgemeinschaft seien dagegen sinnvoller. Auch die Muslime Österreichs sind „mit aller Entschiedenheit“ gegen ein Verbot.

Die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Schwester Beatrix Mayrhofer, hält ein Kopftuch-Verbot für Mädchen in Kindergärten und Volksschulen nicht für sinnvoll. Grundsätzlich stehe sie Kopftüchern bei kleinen Mädchen kritisch gegenüber, ein Verbot sei allerdings nicht die richtige Lösung, so die Ordensfrau am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress über den derzeit diskutierten Vorstoß der Regierung. Dadurch wachse nur die Opposition Betroffener dem Staat gegenüber und treibe diese in die Isolation. Sinnvoller ist es nach den Worten Mayrhofers, mit Betroffenen und den Verantwortlichen der islamischen Glaubensgemeinschaft ins Gespräch zu kommen und Kinder in ihrer Entwicklung zu stärken.

Nach Mayrhofers Einschätzung ist es kein Anliegen der islamischen Religion, dass bereits kleine Mädchen Kopftuch tragen. Die Entscheidung für oder gegen ein Kopftuch sei eine, die heranwachsende Jugendliche zu treffen hätten.

Problematisch sei ein mögliches Verbot auch im Hinblick auf die mögliche Ausweitungen der Regelung. Es stelle sich die Frage, „wo ziehen wir die Grenze? Dürfen künftig Schüler kein Kreuz mehr tragen?“. Auf dem Spiel stehe neben der Freiheit, sich nach eigener Vorliebe zu kleiden, letztlich auch die Religionsfreiheit. Persönlich ziehe sie die Grenze dort, wo Eltern ihre Kinder in etwas hineinzwingen, sagte die Ordensfrau.

„Gegen eine populistische Politik“

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) sprach sich am Mittwoch „mit aller Entschiedenheit“ gegen ein Verbot aus. Sie wandte sich gegen eine „populistische Politik“ und warnte davor, „ein Feindbild Islam“ zu bedienen. In einer schriftlichen Stellungnahme verwies die IGGÖ-Frauenbeauftragte Carla Amina Baghajati darauf, dass schon seit vielen Jahren ein innermuslimischer Diskurs geführt werde, der das Thema aus der Perspektive des Kindeswohls heraus beleuchte.

Eigentlich sollte sich das Thema erst ab der Religionsmündigkeit stellen, meinte Baghajati. Längst habe sich innermuslimisch die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Selbstbestimmungsrecht von Mädchen und Frauen auf jeden Fall zu beachten sei und keinerlei Zwang ausgeübt werden dürfe. Deshalb werde „die bevormundende Art“ der Politik als „absolut kontraproduktiv“ empfunden. Gerade im Bildungsbereich gehe es um Mündigkeit und brauche es Einsichten.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Mittwoch eine entsprechende Initiative von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache aufgenommen, er will nun ein Kopftuchverbot an Kindergärten und Volksschulen. Bei der Erarbeitung des Gesetzes will man aber auch die Islamische Glaubensgemeinschaft einbinden, heißt es von Seiten der Regierung.

(KAP – nv)

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05. April 2018, 11:19