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D: Nach Anschlag in Münster taucht die Frage nach dem Warum auf

Nach der Amokfahrt in Münster am Samstag stellt sich auch einige Tage danach bei vielen die Frage nach dem „Warum“. Einer, der diese Frage gerade oft gehört hat, ist Weihbischof Stefan Zekorn aus dem Bistum Münster. Er erklärt im Interview mit Domradio, wie er darauf antwortet.
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„Das ist eine Frage, die sich nicht einfach beantworten lässt“, so Weihbischof Zekorn. Aber „wenn wir gemeinschaftlich die Frage teilen und mit demjenigen teilen, der die Frage selber am Kreuz gestellt hat, dann ist die Frage nicht weg, aber sie lässt sich anders aushalten“, fügt er an. Einen Tag nach dem grauenvollen Kleinbus-Anschlag von Münster gedachten am Sonntagabend 1.600 Menschen im Paulusdom den Opfern. „In seiner Predigt hat Bischof Felix Genn sehr eindrucksvoll davon gesprochen, dass wir uns in diesem Gottesdienst auch getroffen haben, um einen Raum zu bieten, die Frage nach dem ,Warum' zu teilen“, sagt Weihbischof Zekorn. Nach dem Gottesdienst seien noch viele Menschen zu ihm gekommen, die Fragen hatten oder einfach das persönliche Gespräch gesucht haben. Weihbischof Stefan Zekorn: „Es hat unter den Teilnehmenden ganz viele persönliche Gespräche gegeben – auch mit mir. Aber ich möchte ausdrücklich sagen: Ich habe es so erlebt, dass wirklich viele der Teilnehmenden selber miteinander ins Gespräch gekommen sind.“

Betroffene, Angehörige und Helfer waren da

 

Betroffene, Angehörige oder die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Restaurants, an dem es passiert sei, seien da gewesen, auch Helfer, denen man die eigene Last anmerken konnte. Sie seien miteinander ins Gespräch gekommen. „Ich habe das selten in meiner jahrzehntelangen Seelsorge-Erfahrung erlebt, dass so offen gesprochen wurde und ich habe erlebt, wie die Menschen darüber nachgedacht haben, was das Leben ausmacht und bedeutet“, so Zekorn.

Und dann ist da ja auch der Täter. Die Ermittler haben eine Lebensbeichte gefunden. Er litt unter psychischen Problemen, tötete sich selbst nach der Tat. Im Dom wurde auch für ihn gebetet. „Bischof Felix Genn hat das ausdrücklich gesagt, dass er dazu einlädt, auch für den zu beten, der das Leid verursacht hat. Dass das manchen schwer fällt, das finde ich nachvollziehbar“, sagt Zekorn. Gleichzeitig sei es eine Haltung, „die wir uns gerade als Christen schenken lassen können“. Er fand es sehr bewegend, dass er nach dem Gottesdienst mit einer Dame gesprochen habe, an dem Ort des Geschehens. Sie habe ihm gesagt, sie hätte mit einer ganzen Reihe von Menschen gesprochen, die so wie sie auch da waren und die ausdrücklich gesagt hätten, es wäre schön gewesen und sie hätten es wichtig gefunden, dass auch für den, der das Leid verursacht hat, gebetet worden ist. „Das zeigt, wie intensiv die Menschen damit umgehen und wie sie versuchen mit der Frage ,Warum' mit einer inneren Stellung zu dem Täter fertig zu werden.“

(domradio – mg)

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10. April 2018, 10:25