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Marx und viele andere deutsche Bischöfe riefen in ihren Osterpredigten zu mehr Miteinander auf Marx und viele andere deutsche Bischöfe riefen in ihren Osterpredigten zu mehr Miteinander auf 

D: Kirchen rufen zu Ostern zu stärkerem Miteinander auf

Die Osterpredigten in Deutschland thematisieren auch die Sorge um Weltfrieden. Immer noch seien die Menschen von den Schrecken des Todes umfangen, immer noch erlebten sie, dass Gewalt einzelne Familien, Völker und Nationen zerstöre.

Zum Osterfest haben die christlichen Kirchen in Deutschland zu einem stärkeren friedlichen Miteinander in der Gesellschaft aufgerufen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx forderte ein stetes Engagement für eine freie Gesellschaft. „Dazu braucht es viele Menschen, die ihre Freiheit verantwortlich und überzeugend leben“, sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Ostersonntag im Münchner Liebfrauendom. Ein solches Miteinander sei kein Selbstläufer, sondern brauche täglichen Einsatz.

"Das eigene Leben versteht man nur im Licht der Auferstehung"

 

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte, durch die Auferstehung Jesu zeige sich das Leben in einem neuen Licht. Man verstehe das eigene Leben nur dann, „wenn wir es im Licht der Auferstehung Jesu sehen, in die wir hineingenommen werden und die dadurch auch unsere Auferstehung wird“, sagte der Erzbischof im Kölner Dom.

Militärbischof Franz-Josef Overbeck verlangte einen nachhaltigen Einsatz für den Frieden. Die Welt sei durchzogen vom Terror des Krieges, von Auseinandersetzungen und Polarisierungen, sagte er im Essener Dom. „Der Friede bleibt ein hohes politisches Ziel für alle Verantwortungsträger in der Welt.“ Die Menschen hätten die Pflicht, alles zu tun, um todbringende Konflikte zu beenden. Wenn dabei Gewalt angewendet werde, dürfe sie nur ein letztes Mittel sein, um noch größere Gewalt abzuwenden und das Recht auf Notwehr umzusetzen, sagte Overbeck.

Auch Münsters Bischof Felix Genn mahnte zur Überwindung von Gewalt, Krieg und Zerstörung. „Immer noch sind wir von den Schrecken des Todes umfangen, immer noch erleben wir, dass Gewalt einzelne Familien, Völker und Nationen zerstört“, sagte er. Putins, Erdogans, Kims und Trumps verbreiteten Schrecken, so Genn. Der Glaube an Jesus gebe aber die Kraft für den anderen Weg aus Liebe, Verzeihung und Verzicht auf Hass.

Ähnlich äußerte sich der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker. Die Osterbotschaft setze eine Alternative zum Tod und damit gegen Pessimismus und Sinnlosigkeit. Die Sehnsucht nach ewigem Leben scheine heute aber weitgehend erloschen zu sein, kritisierte er. „Auferweckung vom Tod kommt in unserem normalen Leben nicht vor.“

 

Sonn- und Feiertage müssen für die „seelische Erhebung und die Arbeitsruhe“ bleiben

 

In Bamberg rief Erzbischof Ludwig Schick zu einem besseren Schutz des Sonntags auf. Zugleich wandte er sich gegen Forderungen aus Politik und Wirtschaft, die grundgesetzlich garantierte Sonntagsruhe abzuschaffen und die Ladenöffnungszeiten völlig freizugeben. So werde das Leben der Familien und der Vereine sowie der Kirchen zunichtegemacht. Eine humane Gesellschaft lebe nicht allein vom Shopping. Die Sonn- und Feiertage müssten für die „seelische Erhebung und die Arbeitsruhe“ bleiben.

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße forderte die Christen auf, nach der Finsternis der Osternacht das Licht des Ostermorgens in neue Hoffnung und Lebensbejahung umzusetzen. Christen würden durch das Licht des Glaubens befähigt, „die Dinge bei Lichte, ja in seinem Lichte zu betrachten, nicht auf Hate Speech zu setzen oder auf Fake News hereinzufallen“.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch forderte dazu auf, sich aus dem Osterglauben vom Sieg der Liebe über den Tod in Politik und Gesellschaft einzubringen, „für das Leben der Ungeborenen und der Sterbenden, für das Leben der Entrechteten, der Flüchtenden und der Hungernden“. Es reiche nicht, nur „besserwisserisch und belehrend auf die Politiker zu zeigen“.

 

„Dem schleichenden Tod in all seinen Varianten Widerstand leisten"

 

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige betonte, zum Glaube an die Auferstehung gehöre die Überzeugung, „dass jedem einzelnen Menschen unverlierbare Würde von Gott zukommt, unabhängig von Alter und Gesundheit, Leistung und Glück, Nationalität und Religion“. Die Christen sollten den Mut haben, „dem schleichenden Tod in all seinen Varianten Widerstand zu leisten: der Selbstsucht und Feigheit, der Depression und Verzweiflung, der Ausgrenzung und Verarmung, der Ungerechtigkeit und Herzlosigkeit“.

Gegen Ausgrenzung und Nationalismus wandte sich der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann. „Ein Riss geht durch unsere Gesellschaft. Ich bin erschrocken, wie tief das Misstrauen sitzt, wie schnell bei manchen die Bereitschaft gegeben ist, sich radikalisieren zu lassen“, sagte er im Speyrer Dom. Christen seien gefordert, Hass und Ausgrenzung entgegenzutreten. 

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sprach sich für eine intensivere Sterbebegleitung todkranker Menschen aus. „Es ist sehr hilfreich, an der Hand eines anderen Menschen und also nicht einsam sterben zu können, indes nicht durch dessen Intervention, durch dessen Hand“, sagte Algermissen im Fuldaer Dom. Der Bischof kritisierte, dass in Deutschland und anderen europäischen Ländern Gruppen und Interessenverbände versuchten, eine „aktive Sterbehilfe“ zu ermöglichen. Für österliche Christen aber sei die „aktive Sterbehilfe“ keine Möglichkeit.

(KAP – nv)

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01. April 2018, 16:32