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Buchtipp: Konziliengeschichte – Konrad von Gelnhausen

Konzilien haben in der Kirchengeschichte viel bewegt, doch leicht vergisst man, dass konkrete Menschen daran beteiligt waren. Oft sind sie nicht so bekannt. Der emeritierte Professor Hans-Jürgen Becker – er dozierte an der juristischen Fakultät der Universität Regensburg – stellt in einem neuen Buch Konrad von Gelnhausen vor.
Zum Nachhören: Der Autor erläutert sein Buch

Mario Galgano - Vatikanstadt

Es geht um einen Protagonisten der konziliaren Idee im späten Mittelalter namens Konrad von Gelnhausen. Konrad von Gelnhausen war keine unbekannte Person: Er war immerhin Doktor der juristischen Fakultät zu Bologna, er war Doktor der Theologie der Universität Paris – also durchaus ein bedeutender Gelehrter des späten Mittelalters. Er hatte das Pech in eine Zeit hineinwirken zu müssen, die gekennzeichnet war durch eine schwere kirchliche Krise. 1378 war es zu einer Doppelwahl der Päpste gekommen. Zunächst war der römische Kandidat, Urban VI. gewählt worden. Als dann die Kardinäle Zweifel hatten über die Richtigkeit dieser Wahl haben dann insbesondere die französischen Kardinäle, die in der Mehrheit waren, im gleichen Jahr noch einen zweiten Papst gewählt.

Damit war eine Spaltung der Kirche, des Abendlandes, herbeigeführt, die angedauert hat bis zum Jahr 1417, als durch das Konzil von Konstanz, nach Absetzung oder Rücktritt der päpstlichen Kontrahenten ein neuer Papst, nämlich Martin V., gewählt wurde. Und das es dazu gekommen ist, ist nicht zuletzt der Verdienst dieses Konrad von Gelnhausen. Er war bei Ausbruch des Schismas gerade von Bologna nach Paris zurückgekehrt und hatte an den Diskussionen teilgenommen, wie man dieses Schisma beseitigen könnte. Da gab es mehrere Vorschläge.

Der Zufall wollte es, dass er mit dem französischen König, Karl V. dem Weißen, in Berührung kam. Er konnte dem König seine Ansicht über die Lösung des Schisma vortragen, persönlich und der König sagte, er möge das bitte aufschreiben, der möchte das schriftlich haben. Und dann hat sich Konrad von Gelnhausen hingesetzt und 1379 sein erstes Gutachten geschrieben, die sogenannte Epistola brevis. Der König hat keine Reaktion gezeigt, die Politik ging weiter.

An viele andere noch hat er seine Schrift gesandt, in der Hoffnung, man könne die Fürsten dazu bewegen, eine Konzilseinberufung irgendwie vorzubereiten. Aber darin ist er völlig gescheitert, denn im Heiligen Römischen Reich war keiner daran interessiert, die meisten waren gebunden an den römischen Papst, Urban VI.. Auch die Franzosen waren nicht interessiert, für sie gab es nur den französischen Kandidaten in Avignon. Und so hat das Schisma dann eben Jahrzehnte gedauert, bis zum Jahre 1417. Konrad hat seine Schrift geschrieben, 1380, zehn Jahre später - 1390 - ist er gestorben und musste gerade eben noch erleben, dass er mit seinen Vorstellungen nicht durchdringen konnte. Er hatte zwar ein hohes Amt bekommen, er war dann als Probst des Domkapitels von Worms gleichzeitig der erste Kanzler der neu gegründeten Universität Heidelberg, hatte also eine bedeutende Position. Er hat eine große Bibliothek gehabt, russischer und philosophischer Art, die er der Universität dann vermacht hat.

Wer mehr wissen will:

Konrad von Gelnhausen von Hans-Jürgen Becker, erschienen in der Reihe: Konziliengeschichte, herausgegeben von Peter Bruns und Thomas Prügl, Schöningh-Verlag Paderborn 2018.

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14. April 2018, 11:51