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Schweiz: „Unverhältnismäßige Reaktion“ auf Flüchtlingszahlen

Die Schweizer Caritas setzt sich für eine faire und verantwortungsvolle Asylpolitik mit Blick auf die Interessen der Menschen ein. Daran erinnerte der katholische Hilfsdienst am Freitag im „Friedenshaus“ in Genf.

Das eidgenössische Staatssekretariat für Migration (SEM) will nigerianische Migranten davon abhalten, in die Schweiz zu kommen. Dazu wurde eine Fernsehserie produziert, die sich an Asylbewerber richtet. Ähnliche durch den Bund finanzierte Produktionen hatte es bereits mehrfach in den vergangenen zehn Jahren gegeben. Dies würde wohl kaum Migranten abhalten, ordnete Hugo Fasel, Direktor der Caritas Schweiz, die Maßnahme ein. Statt Abschreckung, sollte an den Ungleichheiten gearbeitet werden, die die Menschen dazu veranlasse ihre Heimatländer zu verlassen.

Die Reaktionen seien völlig unverhältnismäßig zur Anzahl der Asylanten, sagt Alessandro Monsutti, Professor für Anthropologie und Soziologie am Institut für Internationale Studien Entwicklung (IHEID) in Genf. „Der erste Schritt, den wir machen können, ist, die Unvermeidbarkeit dieser Bewegungen zu akzeptieren, denn niemand wird sie aufhalten können“, fügt er hinzu. Die Flucht sei eine Antwort auf die Ungleichheit in der Welt. Sie offenbare aber vor allem die Ängste der Wohlhabenden. Wo Fremdenfeindlichkeit diesen Ängsten Ausdruck verleiht, müsse man in einen Dialog eintreten. Nur so könne man die eigentlichen Gründe herausfinden.

Das dürfe aber nicht so weit gehen, dass Entwicklungshilfe lediglich für die Verbesserung der Lage genutzt werde um Flüchtlinge zurückzuschicken. Eine solche Instrumentalisierung der Entwicklungsarbeit für politische Zwecke sei nicht akzeptabel, sagt Fasel.

Es sei generell eine falsche Annahme, dass die meisten Flüchtlinge nach Europa wollten, so Fasel weiter. Die meisten würden in Anrainerstaaten flüchten. Der Libanon hat vier Millionen Einwohner, wovon jeder dritte Flüchtling ist. Dagegen seien 1,5 Millionen Flüchtlinge auf eine europäische Bevölkerung von 650 Millionen Menschen seine sehr geringe Anzahl. Er sei empört darüber, dass die Schweiz mit 20.000 aufgenommenen Flüchtlingen nun gerade Jordanien um Rücknahme bitte. Ein Schweizer Identitätsproblem sei nicht die Schuld der Flüchtlinge.

(cath.ch – fh)

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17. März 2018, 12:52