Rastlos unterwegs: Sigmar Gabriel (Mitte) Rastlos unterwegs: Sigmar Gabriel (Mitte) 

Sigmar Gabriel besucht römische Malteser-Zentrale

Es hört sich zunächst einmal etwas sperrig an: Deutschland hat an diesem Mittwoch offiziell diplomatische Beziehungen zum Souveränen Malteser-Ritterorden aufgenommen. Aber dahinter steckt eine lange Geschichte der Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten bei der humanitären Hilfe in Konfliktgebieten weltweit.

Stefan von Kempis - Città del Vaticano

Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) war an diesem Mittwoch in der „Villa Magistrale“ des Malteserordens auf dem römischen Aventin-Hügel (richtig – da wo Touristen durch das berühmte Schlüsselloch in Richtung Petersdom gucken). Gabriel hob mit seinem Besuch die Kontakte zwischen Berlin und dem Malteserorden auf eine neue Stufe.

„Das hat für die Alltagsarbeit, glaube ich, erstmal nur begrenzte Bedeutung – wobei die Tatsache, dass ein Land wie Deutschland die Malteser diplomatisch anerkennt, d.h. einen diplomatischen Status aufbaut, natürlich Rückwirkungen hat in andere Länder. Unser Land hat sich Gott sei Dank nach dem Zweiten Weltkrieg einen sehr, sehr guten Ruf in anderen Teilen der Welt erworben; und wenn Deutschland so etwas tut, dann ist das jedenfalls aus Sicht der Malteser auch eine Hilfe für sie in anderen Ländern.“

„Wir sind den Maltesern dankbar“

Diese Schützenhilfe für den Malteserorden leistet der amtierende Außenminister auch deshalb so gern, weil er, wie er vor der Presse erzählte, in den sechziger Jahren in einer sozial problematischen Wohnsiedlung von Goslar aufgewachsen ist. Damals seien viele der Familien, die er kannte, vom Malteser-Hilfsdienst unterstützt worden, daran denke er noch heute mit Dankbarkeit.

 

„Aber was unsere Zusammenarbeit angeht: Die ist ohnehin gut, und da ist das ein äußerer Ausdruck für vieles, was im Innern seit vielen Jahren gut funktioniert. Wir sind den Maltesern dankbar für das, was sie tun.“

Auch der Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Freiherr von Boeselager, erläuterte, dass sich jetzt durch die offiziell gewordenen Beziehungen für die Arbeit der Malteser in Deutschland nichts ändern wird.

„In Krisengebieten möglichst glaubwürdig auftreten“

„Wir haben mit den verschiedensten Behörden und Regierungsstellen beste Verbindungen, also da hat das überhaupt keine Auswirkungen. Es ist, wie es Minister Gabriel gesagt hat, eine Bestätigung dessen, was schon besteht. Für unsere internationale Arbeit, vor allem in Krisengebieten, wird es uns sehr unterstützen, denn je mehr Staaten uns anerkennen und diplomatische Beziehungen haben, desto glaubwürdiger können wir unsere Arbeit vollbringen.“

Die Malteser engagieren sich humanitär an vielen Brennpunkten der Welt, in Syrien zum Beispiel, im Irak, in Afrika. Da hilft es, nicht einfach eine NGO unter vielen anderen zu sein.

„Die Völkerrechts-Subjektivität des Malteserordens und seine damit verbundene Stellung ist eine ganz wichtige Voraussetzung für unsere Arbeit insbesondere in Krisengebieten. Es gewährt uns eine unabhängige Stellung und gibt uns die Möglichkeit, mit Regierungen direkt zu verhandeln. Und Menschen in Krisengebieten haben ein sehr feines Gespür dafür, wer vollkommen unabhängig und allein hilfe-orientiert arbeitet; unsere Stellung hilft uns dabei, diese Voraussetzung zu erfüllen.“

Die Bemühungen, die diplomatischen Beziehungen mit Deutschland aufzunehmen, gehen nach von Boeselagers Angaben viele Jahre zurück.  „Das wurde immer mal wieder unterbrochen. Die letzten Verhandlungen, bis es jetzt soweit kam, dauerten etwa zwei Jahre.“

„Hintergrund“

Deutschland ist der 107. Staat, mit dem der Malteserorden diplomatische Beziehungen unterhält. Die Vertretung Berlins beim Malteserorden wird aller Voraussicht nach die Vatikanbotschaft übernehmen.

Von den weltweit insgesamt 80.000 Freiwilligen des Ordens sind nach Aussage einer Ordenssprecherin allein 50.000 in Deutschland oder von dort aus in Krisengebieten aktiv.

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14. November 2017, 15:00