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Papst Franziskus bei einem Interview Papst Franziskus bei einem Interview 

Papst: Jede Ideologie ist böse, besonders der Antisemitismus

Antisemitismus ist eine Ideologie, und sie ist ein Übel. „Jedes 'Anti' ist immer negativ.“ Dies sagte der Papst in einem Interview mit dem US-Sender CBS auf eine Frage zu den Protesten an amerikanischen Universitäten und zum Anstieg des Antisemitismus.

Mario Galgano - Vatikanstadt

„Man kann die eine oder die andere Regierung kritisieren, die israelische Regierung, die palästinensische Regierung. Man kann kritisieren, was man will, aber man kann nicht 'gegen' ein Volk sein. Weder antipalästinensisch noch antisemitisch. Das geht nicht!“, wiederholte der Papst. Das Interview wurde vor drei Wochen aufgezeichnet und unmittelbar danach in einer Vorab-Version ausgestrahlt, an diesem Montag dann in voller Länge.

Zum Nachhören - was der Papst sagte

Vorurteile gegenüber Migranten

In dem Interview wiederholte das katholische Kirchenoberhaupt: „Migration ist etwas, das ein Land wachsen lässt. Man sagt, dass ihr Iren ausgewandert seid und den Whisky mitgebracht habt, und dass die Italiener ausgewandert sind und die Mafia mitgebracht haben.“ Der Papst sagte dies in dem CBS-Interview als Antwort auf die Journalistin, die von ihren irischen Großeltern gesprochen hatte, die in die Vereinigten Staaten ausgewandert waren. „Das ist aber alles nur ein Scherz“, fügte der Papst hinzu. „Verstehen Sie mich nicht falsch. Denn Migranten leiden manchmal sehr unter solchen Vorurteilen. Sie leiden sehr.“

Adoption als Alternative

Auch zu einem weiteren kontroversen Thema äußerte sich der Papst: Franziskus sieht in Adoption eine Alternative zu Leihmutterschaft. In dem Interview der vom US-amerikanischen TV-Sender CBS am Sonntagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Sendung „60 Minutes“ verurteilte er insbesondere das Geschäft mit der Leihmutterschaft. Der Papst bezeichnete dies als „sehr hart“ und „sehr schwer“. Ein alternativer Weg dazu sei die Adoption. „Ich würde sagen, dass man in jedem Fall die Situation genau abwägen muss, medizinisch und dann moralisch“, so Franziskus.

Globalisierung der Gleichgültigkeit 

Dann kam er nochmals auf die Migration zurück und sprach über Grenzschließungen: „Das ist Wahnsinn. Reiner Wahnsinn. Die Grenze zu schließen und sie dort zu lassen, ist Wahnsinn. Der Migrant muss willkommen geheißen werden. Danach wird man sehen, wie man mit ihm umgeht. Vielleicht muss er zurückgeschickt werden, ich weiß es nicht, aber in jedem Fall müssen Migranten menschlich betrachtet werden“, so der Papst. Er kommentierte hier das Problem der Zurückweisung von Migranten, die Mexiko durchqueren, an der Grenze der USA.

Papst Franziskus fügte hinzu: „Viele waschen ihre Hände in Unschuld! Es gibt so viele Pontius Pilatus da draußen... die sehen, was vor sich geht, die Kriege, die Ungerechtigkeit, die Verbrechen.... 'Schon gut, schon gut', sagen sie und sie waschen ihre Hände in Unschuld. Das ist Gleichgültigkeit. Das ist es, was passiert, wenn das Herz verhärtet und gleichgültig wird. Bitte, wir müssen unsere Herzen wieder mit Mitgefühl füllen. Wir können gegenüber solchen menschlichen Dramen nicht gleichgültig bleiben. Die Globalisierung der Gleichgültigkeit ist eine hässliche Krankheit. Sehr hässlich.“

Homosexualität ist eine Bedingung

Franziskus äußerte sich weiter zur vatikanischen Segenserlaubnis „Fiducia Supplicans“. Die Kirche segne alle Menschen, aber nicht homosexuelle Partnerschaften. Der Papst erklärte dies in dem Interview mit CBS. „Was ich erlaubt habe, war nicht, die Vereinigung zu segnen. Das kann man nicht tun, weil das nicht das Sakrament ist. Ich kann das nicht. Der Herr hat die Sakramente geschaffen. - Aber jede Person zu segnen, das ist etwas anderes. Der Segen ist für alle da. Für alle.“

„Einige haben sich darüber empört. Aber warum?“

Eine gleichgeschlechtliche Vereinigung zu segnen, verstoße jedoch gegen das gegebene Recht, gegen das Gesetz der Kirche, präzisierte der Papst. „Aber jeden Menschen zu segnen, warum nicht? Der Segen ist für alle da. Einige haben sich darüber empört. Aber warum? Alle! Alle!“, betonte Papst Franziskus und fügte hinzu, dass Homosexualität „eine menschliche Gegebenheit“ sei.

(vatican news)

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20. Mai 2024, 10:32