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Foto vom Nordirland-Konflikt 1972 (Archivbild) Foto vom Nordirland-Konflikt 1972 (Archivbild) 

Nordirland: Katholiken werden bald Mehrheit stellen

Die neuesten demographischen Statistiken in Nordirland sagen voraus, dass die Katholiken die Anzahl der Protestanten in dem Land bis 2021 übertreffen werden. Diese Veränderung erfordert einen erneuerten Dialog zwischen den beiden Religionsgemeinschaften.

„In drei Jahren werden wir uns wahrscheinlich in der ironischen Situation befinden, dass es in Nordirland zu seinem hundertsten Geburtstag eine Mehrheit an Katholiken gibt“, sagt Paul Nolan, Spezialist für soziale Angelegenheiten in Nordirland. Als eine „konstituierende Nation“ des Vereinigten Königreichs wurde Nordirland 1921 gegründet. Historisch gesehen haben irische Katholiken immer nach Unabhängigkeit gestrebt, während die Protestanten im nördlichen Teil der Insel darum bemüht waren, politische Beziehungen mit dem Vereinigten Königreich aufrecht zu erhalten.

Die letzte Volkszählung im Jahr 2011 ergab, dass Protestanten Katholiken zahlenmäßig nur um drei Prozent überlegen waren. Jüngere Zahlen haben gezeigt, dass es in allen Bevölkerungsgruppen eine katholische Mehrheit gebe, außer bei den über 60-Jährigen. Unter den Schulkindern seien die Katholiken jetzt viel zahlreicher. Sie machten insgesamt 51 Prozent aus, dem stünden 37 Prozent Protestanten gegenüber.


Notwendigkeit eines Dialogs


Die veränderten Verhältnisse machen nach Ansicht der Forscher einen neuen Dialog nötig. Für Paul Nolan ist der Unionismus, die politische Ideologie, Nordirland im Vereinigten Königreich zu halten, nach wie vor haltbar. Nach Ansicht des Wissenschaftlers sollten die Verfechter dieser Ideologie den aufgezeigten demografischen Wandel jedoch berücksichtigen.

Die Konflikte um eine irische Unabhängigkeit und der Nordirlandkonflikt werden oft als katholisch-protestantischer Konflikt beschrieben. Dem Unionismus gegenüber steht der irische Nationalismus, der eine Vereinigung der Republik Irland und Nordirlands außerhalb des Vereinigten Königreiches anstrebt. Mary Lou McDonald, Vorsitzende der Sinn-Fein-Partei, die sich für Irlands Unabhängigkeit einsetzt, lädt nun zur Diskussion über die Bedeutung dieses demografischen Wandels ein. „Natürlich müssen sich die Unionisten in Irland zu Hause fühlen, also, ja, lass uns diese Diskussion führen!"

Gewalt vor dem Hintergrund religiöser Zugehörigkeit kommt auf der britischen Insel immer wieder vor. Auch heute sind die Spannungen zwischen Vertretern der beiden Konfessionen hoch. Im Jahr 2017 zwangen Drohungen gegen Katholiken viele Familien, ihre Häuser zu verlassen.

(cath.ch – jg)
 

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24. April 2018, 15:01