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Papst Franziskus hatte vergangenen November die Ardeatinischen Höhlen besucht, in denen zur Vergeltung der Nationalsozialisten gegen die Resistenza zahlreiche Zivilisten umgebracht wurden. Papst Franziskus hatte vergangenen November die Ardeatinischen Höhlen besucht, in denen zur Vergeltung der Nationalsozialisten gegen die Resistenza zahlreiche Zivilisten umgebracht wurden. 

Italien: Vergebungsbitte 73 Jahre nach Partisanenmord

Im Geburtsort des Opfers wird ein Versöhnungsgottesdienst mit dem Bischof von Reggio Emilia gefeiert. Das Erbe des Widerstandskampfes gegen Mussolini-Faschismus und die deutsche Besatzung bedarf teils noch weiterer Aufarbeitung.

73 Jahre nachdem ein kommunistischer Partisan einen jungen Seminaristen erschossen hat, will die Tochter des Täters die Kirche um Vergebung bitten. Die Geste soll am Sonntagnachmittag in einem Versöhnungsgottesdienst im Geburtsort des Opfers geschehen, wie die Diözese Reggio Emilia mitteilte. Der damals 14-jährige Rolando Rivi war am 13. April 1945 nach dreitägiger Misshandlung von dem Partisanen Giuseppe Corghi und zwei Kameraden erschossen worden. Corghi und ein weiterer Partisan wurden zu 22 Jahren Haft verurteilt, von denen sie wegen einer Amnestie nur sechs verbüßen mussten. Rivi wurde 2013 von der Kirche als Märtyrer seliggesprochen.

Den Gottesdienst in Rivis Geburtsort San Valentino di Castellarano hält der Bischof von Reggio Emilia, Massimo Camisasca. Corghis Tochter Meris sagte der Zeitung „Il Messaggero“, die Erzählung einer alten Tante habe in ihr den Wunsch reifen lassen, für die Tat ihres Vaters um Vergebung zu bitten. Ihr Vater habe auf dem Sterbebett die Tat vom April 1945 bereut.

Die Geste wirft ein Licht auf das immer noch teilweise unbewältigte Erbe des italienischen Widerstandskampfes. Die „Resistenza“, entstanden aus dem Kampf gegen den Faschismus Benito Mussolinis sowie vor allem gegen die deutsche Besetzung Italiens ab 1943, war eine breitgefächerte Bewegung. Sie reichte von reaktionären Monarchisten über Republikaner und Katholiken bis zu radikalen Kommunisten. Insbesondere im sogenannten „roten Dreieck“ zwischen Reggio Emilia, Bologna und Ferrara forderten die inneritalienischen Auseinandersetzungen im Zuge der Resistenza zahlreiche Opfer.

Nach Ansicht von Historikern wirkten der Hass, die Spaltungen und Mauern des Schweigens aus dieser Zeit noch jahrzehntelang nach. Die Erzählungen des Schriftstellers Giovanni Guareschis um den Priester Don Camillo und den kommunistischen Bürgermeister Peppone, beide ehemalige Partisanen, erzählen in eher harmlos-unterhaltsamer Form davon. Der Bischof Camisasca von Reggio Emilia bemüht sich seit vielen Jahren, um eine friedvolle Aufarbeitung dieser Vergangenheit.

(kap - cs)

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15. April 2018, 10:27