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Im Südsudan sprechen die Waffen Im Südsudan sprechen die Waffen 

Südsudan/Vatikan: „Gebetsaufruf ermutigt die Menschen“

Gebet um Frieden im Südsudan und in der Demokratischen Republik Kongo: Dazu hatte Papst Franziskus in seinem Angelusgebet am 4. Februar Christen auf der ganzen Welt und aller Konfessionen aufgerufen. Zahlreiche Initiativen haben sich zu diesem Anliegen formiert und am 23. Februar für die beiden krisengebeutelten Länder gebetet.

Pater Gregor ist seit Jahren im Südsudan aktiv. Frederike Holewik von unserem Programm hat ihn per Skype erreicht: seine Gemeinde liegt im abgeschiedenen Fangak, das Telefonnetz ist nicht immer stabil. 

„Der Aufruf zum Gebet wäre hier total unbekannt geblieben“

Während im Vatikan kurz nach dem päpstliche Aufruf Zusagen von Würdenträgern aus der ganzen Welt eintrafen, musste Pater Gregor seiner Gemeinde erstmal von dem Gebetsaufruf erzählen. Er kommt ursprünglich aus Berlin, lebt aber seit mittlerweile neun Jahren als Comboni-Missionar im Südsudan. Seit sechs Jahren betreut er die Gemeinde Holy Trinity in Fangak. Die Gemeindemitglieder gehören dem Stamm der Nuer an. Dieser gehört beim blutigen Bürgerkrieg der Opposition an.

„Der Aufruf, der wäre hier total unbekannt geblieben, wenn wir nicht selber drauf aufmerksam gemacht hätten. Wir leben in einer Region, die sehr abgeschnitten ist vom Rest des Landes und auch von der internationalen Welt. Von daher, die Leuten leben hier sehr autark ihr eigenes Leben vor Ort. Und sie freuen sich natürlich, dass es in der ganzen Welt Menschen gibt, die am Schicksal des Südsudan teilhaben und betroffen sind und das ermutigt natürlich die Menschen hier“, berichtet Pater Gregor.

„Dieses Land braucht Gebet und Versöhnung“

Den Gebetstag will die Gemeinde am Freitag beim wöchentlichen Kreuzweg begehen. Ermutigung, die können die Menschen im Südsudan nach vielen Jahren des Krieges gut gebrauchen. Pater Gregor hat die Entwicklung des Landes von Anfang an miterlebt: „Na, ich habe in den letzten neun Jahren alle Stationen des Südsudan miterlebt, d.h. 2010 die ersten freien Wahlen, 2011 die Unabhängigkeit, 2013 der Beginn des Bürgerkrieges und hautnah erleben wir hier im Oppositionsgebiet mit, wie sich die Situation entwickelt und ich würde sagen, dass es eine gewisse Kriegsmüdigkeit gibt, aber die Positionen auf beiden Seiten so verhärtet sind, es gibt nicht nur zwei Seiten eine Regierung und eine Opposition, sondern viele verschiedene Oppositionsgruppen, aber weil die Positionen so unüberbrückbar sind und die Verletzungen so tief sitzen und der Hass, braucht dieses Land Gebet, Versöhnung und sicher auch die Präsenz der Kirchen hier vor Ort. Dass wir den Leuten helfen Brücken zu bauen, die sie selber nicht begehen können oder die sie kaputt gemacht haben.“

Die Situation im Südsudan habe sich in den vergangenen Jahren aber eher verhärtet und verschlimmert, sagt Pater Gregor. Die Verbundenheit zwischen den Gruppen, auch durch den Glauben, sei noch eine Vision. Das bringe auch ihn als Pater an seine Grenzen. Die festgefahrenen ethnischen Konflikte führen auch dazu, dass er mittlerweile wenig Hoffnung in eine schnelle Lösung des Konflikts setzt: „Aber jetzt wo es darum geht einen modernen Staat aufzubauen, ist praktisch diese ethnische Mentalität, zuerst an seine eigene Sippe und an seine eigene Familie zu denken, genau das Verhalten, was einen modernen Staat zerstört und korrupt macht.“

„Viele junge Menschen werden als Kindersoldaten missbraucht“

Wie dramatisch die Situation im Südsudan ist zeigt auch ein neuer Unicef-Report. Danach sollen mehr als 19.000 Kinder als Kindersoldaten missbraucht werden. Pater Gregor glaubt es könnten sogar noch mehr junge Menschen betroffen sein:

„Ja sicher. Ich würde sogar sagen, dass es mehr als 19.000 sind. Wenn wir als Maßstab daran anlegen: Unter 18 Jahre, minderjährig ist ein Kind. Dann sind es garantiert über 20.000 Menschen, die davon betroffen sind. Und auch bei uns gab es am Anfang des Krieges sine große Rekrutierung von jungen Männern, darunter zählten zweifelsfrei auch Minderjährige.“

Der Bürgerkrieg hat die gesamte Bevölkerung erschüttert. Ein Drittel, über 4 Millionen Menschen, wurden vertrieben. Viele sind bis heute auf der Flucht. Zumindest dieses Schicksal blieb der Gemeinde von Pater Gregor erspart. Seine Kirche konnte durch den gesamten Konflikt geöffnet bleiben. Das gibt auch Gläubigen aus dem restlichen Südsudan Hoffnung.

„Also so unruhig es im ganzen Land ist, wir sind hier in Fangak County geschützt durch den Fluss des Nil und das Sumpfland, dass wir wie auf einer sicheren Insel unseren Alltag relativ sicher leben und planen können. Also das heißt, das Pfarreileben, die Schule. Es kommen viele interne Flüchtlinge, die sich zur Opposition zählen, die kommen zu uns, weil sie davon ausgehen, dass bei uns nicht gekämpft werden wird. Und das ist, zumindest was unsere Pfarrarbeit betrifft, ein großer Segen“, sagt Pater Gregor.

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24. Februar 2018, 10:51