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Pater Patton (links) vor der Grabeskirche Pater Patton (links) vor der Grabeskirche 

Jerusalem: „Wir wollen nicht mit dem Staat Israel streiten“

Die Schließung der Grabeskirche in Jerusalem und der damit verbundene Steuern-Streit mit den israelischen Behörden sorgen in diesen Tagen für erhitzte Gemüter. Der Kustos des Heiligen Landes, Franziskanerpater Francesco Patton, erläutert im Gespräch mit Vatican News, dass es den Vertretern der christlichen Kirchen in Israel darum gehe, dass die Behörden mit ihnen „fair und gerecht“ umgingen.

Mario Galgano und Emanuela Campanile – Vatikanstadt

Es sei nicht die Absicht der Kirchen im Heiligen Land, mit dem Staat Israel zu streiten, stellt Pater Patton klar. Bisher habe es „eine hervorragende Beziehung“ mit den Behörden gegeben, und dies solle auch weiter so bleiben, fügt er an. Stein des Anstoßes: Der Staat Israel will von den Kirchen Immobiliensteuern eintreiben und die Güterrechte einschränken. „Und da gibt es einige Schritte, die ganz klar unsere Rechte beeinträchtigen“, erläutert der Kustos.

„Wenn die Möglichkeit bestünde, dass wir uns alle mal an einem Tisch setzen und ernsthafte Gespräche führen, dann wären wir alle glücklich darüber. Das sage ich nicht nur als ein Vertreter einer Kirche, sondern alle Kirchen wären froh darüber.“

Gerade die Protestschließung der Grabeskirche habe gezeigt, wie die Einheit unter den Christen zum Vorschein komme: Sowohl die orthodoxen als auch die armenischen und die katholischen Kirchenvertreter hätten diese Aktion gemeinsam durchgezogen.

„Es gibt zwei Probleme, die wir jetzt lösen müssen. Da geht es einerseits um die Frage nach den Immobiliensteuern, und zwar genauer gesagt um die Nachzahlungen. Hier wenden wir ein, dass der israelische Staat nicht berücksichtigt, dass wir gar nicht profitorientiert sind. Wir bieten vor allem einen sozialen Dienst an und helfen dadurch sogar, den Behörden Geld zu sparen. Unsere Haushaltskosten sind meist ausgeglichen, und darüber sind wir schon froh genug. Andererseits geht es um ein Gesetz, das diskriminierend ist, weil es gezielt nur die Güter der Kirche betrifft.“

„Selbstverständlich kann die Schließung nicht ewig dauern“

 

Zum zweiten Streitpunkt sagt Patton, die Kirchen lehnten es nicht grundsätzlich ab, Steuern zu zahlen. Allerdings werde das Verhältnis der Kirchen zum Staat durch den aus osmanischer Zeit stammenden sogenannten Status quo definiert. Er nehme die Kirchen wegen ihrer wichtigen sozialen Funktion von Steuerzahlungen aus. Mögliche Änderungen an dieser überlieferten Regelung müssten „von allen Parteien akzeptiert werden“.

Zur Frage, wie lange denn die Grabes- und Auferstehungskirche aus Protest geschlossen bleibe, antwortet Pater Patton:

„Selbstverständlich kann die Schließung nicht ewig dauern. Das ist klar, aber ich denke, dass dieser Protest dazu beitragen kann, auf unsere Sorgen aufmerksam zu machen.“ Wann genau die Kirche wieder geöffnet werde, stehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht fest. Ein Treffen der führenden Vertreter der 13 anerkannten Kirchen war laut Patton für Dienstagvormittag vorgesehen.

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27. Februar 2018, 11:53