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Proteste vor einer Kirche im Kongo Proteste vor einer Kirche im Kongo 

Kongo: Kardinal verurteilt Gewalt gegen Demonstranten

Mit deutlichen Worten verurteilte der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya, die Gewalt, mit der Polizei und Armee im Kongo erneut gegen Demonstranten vorgegangen sind. Sechs Menschen wurden an diesem Sonntag bei Zusammenstößen mit der Polizei im gesamten Land getötet, rund 60 verletzt.

Christine Seuss - Vatikanstadt

 

„Kann man denn ernsthaft auf Menschen schießen, die als einzige Waffen Rosenkränze und Bibeln haben, und die Hymnen singen?“, so der Kardinal gegenüber Vatican News. Unter den Festgenommen seien auch Minderjährige, Journalisten und ein Priester, hatte die Kirche unisono mit Beobachtern der UN-Mission in der DR Kongo Monusco mitgeteilt. Er habe angesichts der Vorkommnisse nicht schweigen können, erklärt der Kardinal am Mikrofon von Vatican News:

„Es hat Tote gegeben, die Militärs waren bis an die Zähne bewaffnet, als wären sie auf einem Schlachtfeld! Sie haben angefangen, auf die Menschen zu schießen und Priester und Ordensleute zu verhaften.“

 

[ Ein Gefängnis unter freiem Himmel! ]

 

Wenn das Land auf diese Weise weiter regiert werde, gibt der Kardinal zu bedenken, dann werde bald alles zusammenbrechen. „Wenn man auf die Menschen schießt und sie blockiert, noch bevor sie an den Kirchen ankommen – das ist unmöglich!,“ so der sichtlich erzürnte Kirchenmann, der von einem „Gefängnis unter freiem Himmel“ spricht. Die Rechte der Menschen müssten garantiert werden: unter dieser Prämisse hatte das Laienkomitee der katholischen Kirche im Land nach dem gewaltsam niedergeschlagenen Silvestermarsch erneut zu einem friedlichen Protestmarsch aufgerufen; im ganzen Land sollten die Gläubigen nach dem Sonntagsgottesdienst durch die Straßen marschieren und so ihre Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen ausdrücken. Nicht nur Katholiken, sondern auch Muslime, Protestanten und Anhänger anderer christlicher Gruppen hätten sich dem Marsch angeschlossen, betont Monsengwo. Der Vorwurf, die Kirche wolle die Menschen spalten, sei schlicht falsch, empört sich der Kardinal: „Wir spalten niemanden; im Gegenteil, wir reden mit allen. Es gibt aber auch die, die nicht zuhören wollen. Aber sie hatten schon am Tag zuvor die Parole ausgegeben, die Menschen zu töten… das ist nicht hinnehmbar!“

 

[ Wollen sie die Macht um der Macht willen, oder um das Land wieder zu heilen? ]

 


Die katholische Kirche in der Demokratischen Republik Kongo weist schon seit geraumer Zeit auf die sich zuspitzende Lage im Land hin: Langzeitpräsident Kabila klammert sich hartnäckig an der Macht fest, obwohl seine Amtszeit bereits seit mehr als einem Jahr abgelaufen ist – der Verfassung nach darf er nicht mehr kandidieren, verschleppt aber systematisch Neuwahlen und hielt Zugeständnisse, die unter Vermittlung der Kirche Ende 2016 als „Silvesterabkommen“ ausgehandelt worden waren, nicht ein. „Eigentlich sieht die Verfassung das Recht vor, frei zu demonstrieren, solange das friedlich geschieht; und genau das war bei den Sonntagsmärschen der Fall., präzisiert Monsengwo.  „Doch leider wollen die an der Macht keine Vernunft zeigen. Ich weiß nicht, was die Regierung letztlich will: wollen sie die Macht um der Macht willen, oder suchen sie die Macht, um ein Land wieder zu heilen, damit es Schritte vorwärts machen kann in Hinblick auf Entwicklung, Gerechtigkeit, Frieden, Wahrheit und Liebe? Der Herr wird uns nicht im Stich lassen, wenn wir unseren Glauben fest und lebendig halten und auf dem Weg weitergehen, den wir eingeschlagen haben.“

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24. Januar 2018, 14:20