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Sankt Peter aus ungewöhnlicher Perspektive Sankt Peter aus ungewöhnlicher Perspektive 

Manfred Lütz: Debatte in der Lebensschutz-Akademie erwünscht

Dass Papst Franziskus in seine neu aufgestellte Päpstliche Akademie für das Leben auch nicht-katholische Mitglieder berief, fand nicht überall Beifall. Denn derart milieufremde Akademiker vertreten teils auch unorthodoxe Ansichten.

Christine Seuss - Vatikanstadt

So etwa ernannte Franziskus den anglikanischen Priester und Gelehrten Nigel Biggar, der Abtreibungen in einem bestimmten Zeitraum für ethisch vertretbar hält.

Der deutsche Psychiater Manfred Lütz ist ein langjähriges Mitglied der bisherigen Päpstlichen Akademie für das Leben, Franziskus ernannte ihn – wie viele andere „Bisherige“ – auch in die erneuerte Akademie. Diese tagt am Donnerstag und Freitag erstmals in Vollversammlung, zum Auftakt hielt Papst Franziskus eine Grundsatzrede, in der er den neuen Horizont der Akademie absteckte und sagte, er setze Hoffnung auf deren heterogene Zusammensetzung. Manfred Lütz teilt diese Hoffnung aus seiner praktischen Erfahrung heraus.

„Es ist selbst innerhalb des Katholischen so, dass es da in Belgien einen Orden gibt, der offensichtlich in jeder Hinsicht mit der Zeit gehen will und sich mittlerweile völlig außerhalb von katholischen Prinzipien bewegt, da gibt es einen heftigen Konflikt. Und umgekehrt ist es so, dass auch ich zum Beispiel viele ärztliche Kollegen kenne, die überhaupt nichts mit der Kirche zu tun haben, aber gerade am Ende des Lebens, in der Frage des ärztlich assistierten Suizids, in der Frage der Euthanasie total unsere Meinung teilen. Auch der Weltärztebund ist eine Organisation, die gerade am Ende des Lebens weitgehend unsere Meinung teilt und dadurch immer wieder mal unter Druck gerät, wenn Ärztevereinigungen aus Belgien oder den Niederlanden diese Haltung des Weltärztebundes ändern wollen. Da finde ich es sinnvoll, dass man mit solchen Institutionen wie dem Weltärztebund in Kontakt steht, aber eben debattiert.“

„Weil der Heilige Vater sich zur Frage des Klimawandels, zur Frage der Umwelt, zu Fragen des Friedens äußert, wird auch das, was die katholische Kirche zu Abtreibung und Euthanasie sagt, viel wacher wahrgenommen.“

Es fördere das Niveau einer Debatte, wenn man „nicht immer im eigenen Saft“ schmore und auch andere Meinungen um den Tisch vertreten seien, betont Lütz. Insofern sei die Umstrukturierung der Akademie sinnvoll und dem Versuch geschuldet, eine stärkere Diskussion mit dem säkularen Umfeld anzustrengen. Dabei helfe auch der Papst mit seinen Einlassungen.

„Dadurch, dass der Heilige Vater sich zur Frage des Klimawandels, zur Frage der Umwelt, zu Fragen des Friedens äußert, wird auch das, was die katholische Kirche zu Abtreibung und Euthanasie sagt, viel wacher wahrgenommen. So haben wir viel eher die Möglichkeit, auch da unsere urchristlichen Positionen wieder in den Diskurs einzubringen und gehört zu werden. Das ist also überhaupt keine Abwendung in der Akademie vom bisherigen Kurs, den Johannes Paul II. vorgegeben hat, sondern es vertieft das und weitet es noch etwas.“

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05. Oktober 2017, 13:02