Papst Franziskus mit dem obersten buddhistischen Mönch Thailands Papst Franziskus mit dem obersten buddhistischen Mönch Thailands 

Papst an Buddhisten: Religionen als „Leuchttürme der Hoffnung“

Eine „Kultur der Begegnung“ zwischen Religionen und Kulturen zu pflegen ist auch heute möglich, bei allen Tendenzen zu Spaltung und Ausgrenzung. Das betonte Papst Franziskus bei seiner Begegnung mit dem Obersten Buddhistischen Patriarchen Thailands, dem zweiten öffentlichen Programmpunkt seiner Asienreise. Am Ende ihrer Begegnung segneten das Kirchenoberhaupt und der buddhistische Patriarch einander gegenseitig.

In den Straßen Europas war es noch nachtschlafend ruhig, als der Papst um 10 Uhr Ortszeit (4 Uhr in Rom) die oberste buddhistische Autorität Thailands traf: den 92 Jahre alten Somdet Phra Ariyavongsagatanana IX. Bei der Begegnung im Tempel hoben beide Religionsführer die langen und von gegenseitigem Respekt getragenen Beziehungen hervor, die in den Begegnungen verschiedener Päpste und buddhistischer Führungspersönlichkeiten gipfelten. Ein konkretes Zeichen dieser Wertschätzung hatte der Patriarch auch gleich zu Beginn geliefert: Anders als beim Treffen zwischen Johannes Paul II. und dem damaligen buddhistischen Patriarchen, der den Papst auf seinem Thron sitzend erwartet hatte, stand Somdet an der Pforte des Tempels, um seinen Gast aus Rom herzlich zu empfangen.

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In seiner Ansprache im Wat Ratchabophit Sathit Maha Simaram-Tempel in Bangkok ging der buddhistische Patriarch darauf ein, dass unter der mächtigen Buddhastatue des Tempels die Asche verschiedener siamesischer Könige ruhe, die im Lauf der Jahre von den Päpsten in Rom empfangen worden waren. Vor 35 Jahren, so erinnerte der Patriarch weiter, habe sein Vorgänger in eben jenem Tempel Papst Johannes Paul II. als ersten Papst überhaupt empfangen, ein würdiger Ort also auch für diese neue Begegnung, die von einem „wahrhaftigen Geist von Freundschaft, gegenseitigem Verständnis und einer gleichwertigen Partnerschaft“ geprägt sei.

Kirche „nicht zum Erobern, sondern zum Helfen gekommen“

Der Patriarch brachte im Gespräch mit Franziskus auch seine Wertschätzung für die Haltung der katholischen Kirche zum Ausdruck, die „nicht zum Erobern, sondern zum Helfen“ gekommen sei. 

Der Papst würdigte in seiner Ansprache den buddhistischen Einfluss, der das thailändische Volk insbesondere mit Blick auf seine Verehrung „des Lebens und ihrer Ältesten“ geprägt habe. Dies gehe  einher mit der „Führung eines nüchternen Lebensstils“, der auf „Kontemplation, Loslösung, harter Arbeit und Disziplin“ basiere. Das alles habe Thailand geprägt, sagte der Papst anerkennend. Franziskus berief sich auf die lange gewachsenen Beziehungen voller Wertschätzung zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften:

„Fast fünfzig Jahre sind vergangen, seit der siebzehnte Oberste Patriarch Somdej Phra Wanarat (Pun Punnasiri) zusammen mit einer Gruppe bedeutender buddhistischer Mönche Papst Paul VI. im Vatikan besuchte, was einen sehr wichtigen Meilenstein in der Entwicklung des Dialogs zwischen unseren beiden religiösen Traditionen darstellte; dieser sorgsam gepflegte Dialog ermöglichte Papst Johannes Paul II. später den Besuch in diesem Tempel beim Obersten Patriarchen, Seiner Heiligkeit Somdej Phra Ariyavongsagatanana (Vasana Vasano).“

Religionen als Leuchttürme der Hoffnung

Er selbst, so erinnerte Franziskus, hatte erst vor Kurzem eine Delegation von Mönchen aus dem Tempel Wat Pho im Vatikan empfangen. „Solche kleinen Schritte helfen zu bezeugen, dass eine Kultur der Begegnung möglich ist, nicht nur in unseren Gemeinschaften, sondern auch in unserer Welt mit ihrer starken Tendenz, Spaltung und Ausgrenzung hervorzubringen und zu propagieren.“ Es liege an den Religionen, bei einer gegenseitigen Annäherung voranzugehen, um denjenigen Hoffnung, Mut und Halt zu geben, „die immer stärker unter den Konflikten leiden“, so der Papst: „Möglichkeiten wie diese erinnern uns daran, wie wichtig es ist, dass die Religionen, insofern sie Förderer und Garanten der Brüderlichkeit sind, sich immer mehr als Leuchttürme der Hoffnung erweisen.“ 

Aus diesem Grund danke er dem thailändischen Volk, das den Katholiken seit ihrer Ankunft in Thailand vor etwa viereinhalb Jahrhunderten die freie Religionsausübung und das harmonische Zusammenleben mit den „buddhistischen Brüdern und Schwestern“ ermöglicht habe, so der Papst. Er ging an dieser Stelle nicht auf die Verfolgungen ein, die Katholiken im kommunistischen Regime in den 40-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlitten hatten. 

Zusammenarbeit in Caritas und Umweltschutz

Insbesondere der akademische Austausch sowie die, beiden Religionen gemeinsame, Wertschätzung und Ausübung von „Kontemplation, Barmherzigkeit und Unterscheidung“ ermöglichten es, in einem Stil guter „Nachbarschaft“ weiter zu wachsen, so der Papst, der seinen persönlichen wie auch den Einsatz der gesamten Kirche für eine Stärkung des offenen und respektvollen Dialogs im Dienst des gesamten thailändischen Volkes bekräftigte.

Konkret schlug Franziskus in diesem Zusammenhang eine stärkere Zusammenarbeit der beiden Religionsgemeinschaften bei karitativen und solchen Projekten vor, die sich mit dem Schutz des „Gemeinsamen Hauses“ befassten. Denn die Hilfe für die Armen sei immer „ein Weg des Segens“: „Auf diese Weise werden wir hier und in anderen Teilen der Welt zum Aufbau einer Kultur des Mitgefühls, der Brüderlichkeit und der Begegnung beitragen (vgl. Evangelii Gaudium, 250). Ich bin sicher, dass dieser Weg auch in Zukunft überreiche Frucht bringen wird.“ 

Unter den Geschenken, die der Papst dem Patriarchen überreichte, war auch eine Ausgabe des Dokumentes über die Brüderlichkeit unter den Menschen, das Franziskus und der Großscheich von al-Azhar im vergangenen Februar in Abu Dhabi unterzeichnet hatten. „Wir müssen zusammenarbeiten, damit unsere Gesellschaft geschwisterlicher wird“, so Franziskus zu der buddhistischen Autorität. 

(vatican news - cs)

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Ein paar Eindrücke von dem Treffen
21. November 2019, 08:03