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2014 in Ankara: Franziskus mit Erdogan 2014 in Ankara: Franziskus mit Erdogan 

Erdogan: Werde mit Papst über Jerusalem sprechen

Recep Tayyip Erdogan erklärt, warum er um Audienz beim Papst gebeten hat: Er sei mit Franziskus in der Jerusalem-Frage auf einer Linie, sagt der türkische Präsident in einem Interview.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

An diesem Montag werden sich Erdogan und Franziskus im Vatikan treffen – es ist die erste Audienz eines Papstes für einen türkischen Staatschef seit 59 Jahren. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan sind schon jetzt spürbar.

Der italienischen Tageszeitung La Stampa sagte Erdogan, er wolle mit dem Papst vor allem über Jerusalem sprechen. Die Ankündigung der USA, Jerusalem einseitig – noch vor einer Lösung des Palästina-Konflikts – als Hauptstadt Israels anzuerkennen, hat international Streit ausgelöst. Dabei finden sich Erdogan und der Papst mit einem Mal auf derselben Seite wieder: Beide warnen davor, an den Status quo der heiligen Stadt zu rühren.

„Nach der Erklärung Trumps, die dem Völkerrecht widerspricht, haben wir telefoniert“, so Erdogan. „Ich will dem Papst danken für unser Gespräch über Jerusalem. Franziskus hat keine Zeit verloren und der ganzen christlichen Welt die richtige Botschaft übermittelt.“

„Jerusalem geht nicht nur die Muslime an“

Jerusalem gehe „nicht nur die Muslime an“, fuhr der türkische Präsident fort. „Wir treten beide für die Verteidigung des Status quo ein und wollen ihn schützen.“ Die Entscheidung des US-Präsidenten, die Botschaft seines Landes von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, sei in der UNO-Vollversammlung vom letzten Dezember „nur von Israel und fünf oder sechs Kleinstaaten“ unterstützt worden.

Jerusalem berge „die Heiligen Stätten von drei Religionen“, alle müssten zu diesen Stätten Zugang haben, und auch die Anerkennung der Rechte des palästinensischen Volkes sei „von absoluter Wichtigkeit“. „Es ist grundlegend, dass der Papst – wie auch die verschiedenen christlichen Gemeinschaften in Jerusalem – Botschaften in dieser Richtung aussenden.“

Franziskus und Erdogan sind sich bereits im November 2014 in Ankara begegnet. Dass der Papst 2015 und 2016 die Massaker an Armeniern vor hundert Jahren öffentlich als „Völkermord“ bezeichnete, führte zu scharfen Reaktionen Erdogans. Doch haben sich in dieser Angelegenheit die Wogen offenbar wieder geglättet.

Welche Themen Franziskus seinem Gast aus Ankara gegenüber ansprechen wird, hat der Vatikan – wie üblich – nicht verraten. Eine Kurdenführerin ruft den Papst dazu auf, Erdogan auch auf die Offensive der türkischen Armee gegen Kurden in Syrien anzusprechen.

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04. Februar 2018, 10:39