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Franziskus 2013 beim ersten Weltjugendtag nach seiner Wahl in Brasilien Franziskus 2013 beim ersten Weltjugendtag nach seiner Wahl in Brasilien 

Franziskus an Jugend: „Habt keine Angst, auf eure Ängste zu schauen!“

Papst Franziskus hat junge Menschen dazu eingeladen, sich ihren Ängsten ehrlich zu stellen und an die grundsätzliche Güte der Existenz zu glauben. „Wir müssen reagieren! Niemals sich verschließen!“, schrieb der Papst in seiner Botschaft zum kirchlichen Weltjugendtag.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

Der Vatikan veröffentlichte das Schreiben an die Jugendlichen an diesem Donnerstag, es trägt den Titel „Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden“. Der Weltjugendtag wird am Palmsonntag in den Bistümern in aller Welt gefeiert, nächstes Jahr findet eine Großauflage des Events in Panama statt.

Der Papst versuchte zunächst eine Bestandaufnahme der Ängste, die Jugendliche heute plagen können. Er warnt vor dem Gefühl, sich aus falschem Perfektionsstreben dauernd zu verstellen, etwa in den sozialen Medien. Es gebe junge Menschen, die ständig digital ihre Selbstportraits bearbeiten „und sich verstecken hinter Masken und falschen Identitäten, was manchmal fast dazu führt, dass sie selbst ein „Fake“ werden. Viele sind darauf versessen, eine möglichst große Zahl an „Likes“ zu erhalten.” Andere fürchteten, allein zu bleiben, keine Arbeit zu finden, ihre Träume nicht verwirklichen zu können. Glaubende Jugendliche fragten sich auch, ob sie den Weg, den Gott ihnen zeige, ein Leben lang durchhalten könnten.

In einer solchen Lebenslage gibt es aus Sicht von Franziskus nur eins: Ehrlichkeit. „Habt keine Angst davor, ehrlich auf eure Ängste zu schauen, sie als das zu erkennen, was sie sind, und mit ihnen ins Reine zu kommen.“ Gerade für uns Christen sollte die Angst „nie das letzte Wort haben, sondern Anlass sein, einen Glaubensakt gegenüber Gott zu vollziehen … und auch gegenüber dem Leben! Das bedeutet, an die grundsätzliche Güte der Existenz zu glauben, die Gott uns geschenkt hat. Das bedeutet, darauf zu vertrauen, dass er alles zu einem guten Ende führen wird – auch durch Begleitumstände und Missgeschicke hindurch, die uns oft rätselhaft bleiben.”

„Die Gefahr, zu einem Fake zu werden“

Wichtig sei, zu reagieren. „Niemals sich verschließen!”, mahnt der Papst. Er lädt dazu ein, die Auseinandersetzung und den Dialog mit erfahreneren Menschen zu suchen, die helfen können, „besser zu sehen“. „Authentische Christen scheuen nicht davor zurück, sich anderen gegenüber zu öffnen, ihre Lebensräume zu teilen und sie so in Orte der Brüderlichkeit zu verwandeln. Lasst nicht zu, liebe Jugendliche, dass der Lichtglanz der Jugend in der Dunkelheit eines geschlossenen Raumes erlischt, in dem das einzige Fenster zur Welt der Computer und das Smartphone ist. Öffnet die Türen eures Lebens weit! Lasst zu, dass eure Räume und Zeiten von konkreten Menschen bewohnt werden, von tiefen Beziehungen, mit denen ihr authentische und reale Erfahrungen in eurem täglichen Leben teilen könnt.”

Der Weg der Berufung sei freilich „nicht ohne Kreuze“, fährt Franziskus fort. Er halte Zweifel und häufige Versuchungen bereit, auch das Gefühl der Unzulänglichkeit. Doch wie der Engel zu Maria sagte, sie habe bei Gott bereits Gnade gefunden, so müssten auch junge Menschen von heute wissen, dass sie sich Gottes Nähe und Hilfe „nicht erst verdienen müssen“. Der Schöpfer habe einen „prächtigen Entwurf für unser Leben“. Dies zu wissen, „löst sicherlich nicht alle Probleme und beseitigt auch nicht die Unsicherheiten des Lebens, aber es hat die Kraft, es in der Tiefe zu verwandeln. Das Unbekannte, das der nächste Tag für uns bereithält, ist dann keine obskure Bedrohung mehr, die es zu überleben gilt, sondern eine Gnadenzeit, die uns gegeben ist, um die Einzigartigkeit unserer persönlichen Berufung zu leben.“

Und Franziskus spricht den Jugendlichen sein Vertrauen aus: „Ihr Jugendlichen wisst, dass der Papst sich auf euch verlässt, dass die Kirche sich auf euch verlässt! Und ihr, verlasst euch auf die Kirche!“ So wie Maria als junger Frau eine immens wichtige Aufgabe anvertraut wurde, „eben weil sie jung war“, so vertraue auch die Kirche auf die Jugendlichen heute. „Ihr Jugendlichen habt Kraft… Nutzt diese Kraft und diese Energien, um die Welt zu verbessern, und beginnt damit in eurem direkten Umfeld. Ich möchte, dass euch in der Kirche wichtige Verantwortungen anvertraut werden und man den Mut hat, euch Raum zu geben; und ihr, bereitet euch vor, diese Verantwortungen zu übernehmen.“

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22. Februar 2018, 11:09