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Der Papst bei den Buddhisten Der Papst bei den Buddhisten 

Papst an Buddhisten: „Wut mit Nicht-Wut besiegen“

Ungewöhnliche Worte eines Papstes an Buddhisten: Bei einer Begegnung mit den Spitzenvertretern von Myanmars Religion Nummer eins hat Papst Franziskus in Rangun nicht etwa das Zweite Vatikanische Konzil zitiert, sondern Worte Buddhas selbst. Sie sollten „Wut mit Nicht-Wut besiegen“, so berief sich der Papst auf Buddha. Um dann hinzuzufügen, dass ihn diese Worte an den heiligen Franz von Assisi erinnerten.

Der Papst reiste zu der interreligiösen Begegnung von diesem Mittwoch sozusagen in den Vatikan des Buddhismus von Myanmar: in das Kaba Aye-Zentrum von Rangun, in dem sich die „Pagode des Weltfriedens“, einer der wichtigsten buddhistischen Tempel von ganz Südostasien, erhebt. 36 Meter hoch und mit goldglänzender Kuppel, ist er mit zahlreichen Buddha-Darstellungen verziert. Zu dem Komplex gehört auch ein künstlicher See; buddhistische Pilger der Theravada-Richtung füttern hier die Fische.

Hausherr in diesem Zentrum ist das Komitee Sangha Maha Nayaka, gebildet von 47 hochrangigen buddhistischen Mönchen, die vom Religionsministerium Myanmars ernannt werden. Da war es nur folgerichtig, dass der Minister, Herr Thura U Aung Ko, den Papst auf dem Gelände begrüßte und begleitete. Insgesamt gibt es in Myanmar eine halbe Million buddhistische Mönche; dazu kommen 75.000 Nonnen. Fast neunzig Prozent der Bevölkerung gehören dem Buddhismus der Theravada-Richtung an.

„Ein Weg der Heilung“

Franziskus sprach bei der Begegnung von „Banden der Freundschaft und Achtung zwischen Buddhisten und Katholiken“ und von einem gemeinsamen „Einsatz für Frieden, für die Achtung der Menschenwürde und für Gerechtigkeit für jeden Mann und jede Frau“. „Nicht nur in Myanmar, sondern auf der ganzen Welt brauchen die Menschen dieses gemeinsame Zeugnis der religiösen Führer… Helfen wir den Buddhisten, den Katholiken und allen Menschen, sich für eine größere Harmonie innerhalb ihrer Gemeinschaften einzusetzen!“

 

Zu allen Zeiten habe die Menschheit „Unrecht, Konfliktsituationen und ungleiche Behandlung unter den Menschen“ gekannt. Auch heutzutage sei das so, die „Wunden der Konflikte, der Armut und Unterdrückung“ seien vielerorts spürbar. „Vor diesen Herausforderungen dürfen wir nie resignieren. Auf der Grundlage unserer jeweiligen geistlichen Traditionen wissen wir, dass es einen Weg gibt, um weiterzugehen, einen Weg der Heilung, des gegenseitigen Verständnisses und Respekts. Einen Weg, der auf Mitgefühl und Liebe beruht.“

Er habe Hochachtung vor den religiösen Traditionen des Buddhismus, fuhrt Franziskus fort. „Durch die Lehren des Buddha und das eifrige Zeugnis vieler Mönche und Nonnen wurden die Menschen dieses Landes zu den Werten der Geduld, der Toleranz und der Achtung vor dem Leben herangebildet sowie zu einer Spiritualität, die auf unsere Umwelt achtet und mit ihr zutiefst respektvoll umgeht.“ Diese Werte seien sehr wichtig für eine Gesellschaft. Und wichtig sei es auch, bei den Menschen von heute den Sinn für „Transzendenz“ wachzuhalten. Dadurch würden sie sich bewusst, dass sie zusammengehörten und sich nicht voneinander isolieren dürften.

„Mehr Zusammenarbeit, mehr Absprachen“

„Wenn wir zusammenhalten sollen, so wie wir es uns vorgenommen haben, müssen wir jede Form von Unverständnis, Intoleranz, Vorurteil und Hass überwinden. Wie können wir das vollbringen? Die Worte des Buddha sind für jeden von uns ein Wegweiser: „Besiege die Wut mit der Nicht-Wut, besiege den Bösen mit der Güte, besiege den Geizigen mit der Großzügigkeit, besiege den Lügner mit der Wahrheit“ (Dhammapada, XVII, 223). Eine ähnliche Gesinnung drückt ein dem heiligen Franziskus zugeschriebenes Gebet aus: „Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens. Dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt … dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert; dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt“.“

„Diese Weisheit“ solle nicht nur die Religionsführer, sondern alle religiös Empfindenden dazu bewegen, „die Wunden der Konflikte zu heilen“, wünschte der Papst. Das heikle Wort „Rohingya“ sprach Franziskus auch bei dieser Gelegenheit nicht aus; er erinnerte aber an die Rechte „aller in Myanmar wohnenden Menschen“. Und er warb für mehr Zusammenarbeit und Absprachen zwischen der riesigen buddhistischen Mehrheit Myanmars und der vergleichsweise winzigen katholischen Minderheit.

„Die Gelegenheiten für Treffen und Dialog zwischen den religiösen Führern haben sich als wichtiger Faktor bei der Förderung von Gerechtigkeit und Frieden in Myanmar erwiesen… Solche Treffen sind unersetzlich, wenn wir einander besser kennen wollen und unsere Verbindung und gemeinsame Bestimmung bekräftigen wollen. Echte Gerechtigkeit und dauerhafter Friede können nur erreicht werden, wenn sie allen gewährleistet werden.“

Man geht wohl nicht ganz fehl in der Vermutung, dass da Kardinal Charles Bo und seine Mitbischöfe die Hand des päpstlichen Redenschreibers geführt haben.

(rv sk)

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29. November 2017, 12:39