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Die Frühmesse in der Casa Santa Marta am Freitag Die Frühmesse in der Casa Santa Marta am Freitag  (Vatican Media)

Frühmesse: „Petrus hätte den Hohen Rat verklagen können“

„Bin ich wirklich frei, oder bin ich Sklave meines Ehrgeizes, der Reichtümer, der Mode?“ Diese Frage stellte Papst Franziskus den Gläubigen am Ende seiner morgendlichen Predigt in der Casa Santa Marta an diesem Freitag. Die wahre Freiheit, so betonte er, bestehe darin, Gott einen Platz im Leben einzuräumen und ihm auch im Leid mit Freude zu folgen.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Drei Beispiele von Freiheit stellt uns die Liturgie vor: Das sagte Papst Franziskus mit Blick auf die Lesung aus der Apostelgeschichte, in der es um den Pharisäer Gamaliel geht, sowie das Tagesevangelium, in dem Johannes von der wundersamen Brot- und Fischvermehrung durch Jesus berichtet.

Die Freiheit, von der wir in dieser Osterzeit sprechen, sei die Freiheit der Kinder, die Jesus uns „mit seinem Erlösungswerk“ geschenkt hat. Die erste „freie Person“, über die die Liturgie uns nachdenken lässt, ist der Pharisäer Gamaliel, ein „geachteter“ Gesetzeslehrer, der in der Lesung den Hohen Rat davon überzeugt, die Apostel Petrus und Johannes freizulassen. Diese sind im Gefängnis, weil sie einen Gelähmten geheilt haben, ein Todesurteil durch die Mitglieder des Hohen Rates droht ihnen. Doch Gamaliel, so erklärt der Papst, ist ein „freier Mann, er denkt rational und lässt sie zur Vernunft kommen“ und überzeugt sie davon, „dass die Zeit für sie arbeitet.“

„Der freie Mensch hat keine Angst vor der Zeit: er lässt Gott machen. Er macht Platz, damit Gott in der Zeit wirkt. Der freie Mensch ist geduldig. Und das war ein Jude – er war kein Christ, er hatte den Erlöser nicht anerkannt – aber er war ein freier Mann. Er stellt seine Überlegungen an, bietet sie den anderen an und wird akzeptiert. Die Freiheit ist nicht ungeduldig.“

„Pilatus hing an seiner Beförderung“

Auch Pilatus war rational und hatte erkannt, dass Jesus unschuldig war, fuhr der Papst fort. „Aber es gelang ihm nicht, das Problem zu lösen, denn er war nicht frei, er hing an seiner Beförderung“, diagnostizierte der Papst. Es handle sich bei Pilatus um einen „Sklaven des Karrierismus, des Ehrgeizes und des Erfolges.“ Dem gegenüber stehe das zweite Beispiel von Freiheit, nämlich Petrus und Johannes, „die einen Gelähmten geheilt hatten und sich nun vor dem Hohen Rat verantworten“. Dieser lasse sie am Ende zwar gehen, doch wurden sie ausgepeitscht, obwohl sie unschuldig waren.

„Sie aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden,“ zitierte der Papst aus der Lesung. Dies sei „die Freude, Jesus nachzuahmen,“ kommentierte er dann, „eine andere Freiheit, größer, weiter, christlicher.“ Petrus hätte den Hohen Rat auf Schadenersatz verklagen können, unterstreicht Franziskus - doch die Freude darüber, im Namen des Herrn gelitten zu haben, überwog. „Sie waren frei im Leiden, um Jesus zu folgen,” erläutert Franziskus.

„Das ist die Freiheit desjenigen, der in Jesus Christus verliebt ist. Besiegelt durch den Heiligen Geist, mit dem Glauben an Jesus Christus. Du hast dies für mich getan, ich tue das für dich. Auch heute gibt es viele Christen, die im Gefängnis sind, die gefoltert werden, die diese Freiheit vorantragen: Jesus Christus zu bezeugen.“

„Diese Welt ist ein wenig schizophren“

Das dritte Beispiel sei Jesus selbst, der das Wunder der Brotvermehrung vollbringt. Am Ende sind die Menschen begeistert und Jesus versteht, dass sie kamen, „um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen“. Daraufhin zog er sich erneut auf den Berg zurück, „nahm von diesem Triumphgehabe Abstand“. Wie in der Wüste, als er die Versuchungen Satans zurückwies, weil „es seine Freiheit war, dem Willen des Vaters zu folgen“. Dafür werde er am Kreuz enden, betonte der Papst, doch gleichzeitig sei er, der dem Vater folgte, um unsere Gotteskinderschaft wiederherzustellen, das größte Beispiel für Freiheit.

„Denken wir heute an meine Freiheit, unsere Freiheit. Drei Beispiele: Gamaliel, Petrus und Johannes, und Jesus selbst. Ist meine Freiheit christlich? Bin ich frei? Oder bin ich Sklave meiner Leidenschaften, meines Ehrgeizes, so vieler Dinge, der Reichtümer, der Mode? Das erscheint wie ein Witz, aber wie viele Menschen sind Sklaven der Mode! […] Denken wir an unsere Freiheit in dieser Welt, die ein wenig schizophren ist, nicht wahr? Sie schreit: ,Freiheit, Freiheit, Freiheit!´ aber ist immer mehr Sklave, Sklave, Sklave. Denken wir an diese Freiheit, die Gott uns durch Jesus schenkt.“

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13. April 2018, 13:07
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