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Franziskus bei der Frühmesse am Freitag Franziskus bei der Frühmesse am Freitag  (Vatican Media)

Frühmesse: „Wie behandle ich meine Angestellten?“

Ein Fasten, das nicht den anderen hilft, ist ein falsches, verlogenes Fasten. Das sagte Papst Franziskus bei seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Mit eindringlichen Worten mahnte er in seiner Predigt von diesem Freitag zur Kohärenz beim Fasten. Dabei ging er von der Lesung aus dem Buch Jesaja aus, in der der Prophet das Fasten mit dem Einsatz für andere verbindet (Jes 58,1-9a). Wer nicht „total fasten kann“, also „so dass es bis auf die Knochen hungrig ist“, der solle doch „ein demütiges, aber echtes Fasten“ versuchen, riet der Papst.

„Fastet nicht so, dass man euer Gerede überall laut hören kann, nach dem Motto: Wir sind praktizierende Katholiken, wir fasten! Ich gehöre zu dem und dem Verein, wir fasten immer, wir tun Buße… Nein, fastet kohärent! Denn es ist, wie der Herr sagt, inkohärent, geräuschvoll zu fasten, damit es alle hören und damit alle sagen: Was für ein gerechter Mensch… Das ist Schminke. So schminkt man die Tugend.“

„Ich bin jetzt 81, aber das habe ich nicht vergessen“

Nichts gegen Schminke, fuhr Franziskus fort, aber man müsse Ernst machen beim Fasten. Fasten mit einem Lächeln, damit kein anderer merkt, dass man gerade fastet; sich demütigen, an die eigenen Sünden denken, den Herrn um Vergebung bitten.

„Ich denke an so viele Haushalts-Hilfen, die mit ihrer Arbeit ihr Brot verdienen: gedemütigt, verachtet… Ich werde nie vergessen, wie ich als Kind mal in das Haus eines Freundes ging. Da sah ich, wie seine Mamma ihrer Angestellten eine Ohrfeige gab. Ich bin jetzt 81, aber das habe ich nicht vergessen… Aber Padre, ich gebe doch nie anderen Ohrfeigen. – Ja, aber wie behandelst du sie? Als Personen, oder als Sklaven? Zahlst du sie gerecht, gibst du ihnen Urlaub, hast du zuhause eine Person oder ein Tier, das dir den Haushalt führt? – Bedenkt doch mal: Wie behandle ich meine Hausangestellte, meine Hausangestellten?“

Das Fasten, das Gott von uns wolle, bestehe darin, Versklavte freizulassen, an die Hungrigen Brot auszuteilen oder Obdachlose aufzunehmen, sagte Papst Franziskus unter Verweis auf den Jesaja-Text.

„Hilft mein Fasten in irgendeiner Weise den anderen? Wenn nicht, dann ist es falsch, inkohärent, dann bringt es dich auf die Straße des Doppellebens. Ich tue nur so, als wäre ich Christ, als wäre ich ein Gerechter – wie die Pharisäer, wie die Sadduzäer. Aber innen drin bin ich’s nicht. Demütig um die Gnade der Kohärenz bitten. Kohärenz! Lieber eine Sache ganz sein lassen, als sie zu tun und dabei nicht kohärent zu sein. Nur das tun, was ich tun kann, aber mit christlicher Kohärenz. Möge der Herr uns diese Gnade geben.“

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16. Februar 2018, 11:53
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