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Papst Franziskus an diesem Dienstag Papst Franziskus an diesem Dienstag  (Vatican Media)

Frühmesse: Priester mit Doppelleben sind eine Schande

Ein Priester muss mitfühlen, Nähe zeigen und vor allem ein kohärentes Leben führen. Das sagte der Papst in seiner Predigt bei der Frühmesse in der vatikanischen Casa Santa Marta an diesem Dienstag.

Mario Galgano – Vatikanstadt

 

Im Tagesevangelium nach Markus (Mk 1, 21-28) wird beschrieben, wie Jesus „als einer mit göttlicher Vollmacht lehrte“. Das sei etwas Neues in der Menschheitsgeschichte gewesen - Christus sei eine Neuheit gewesen, so Franziskus. Während bei den Schriftgelehrten, die zwar ebenfalls die Wahrheit verkündeten, ihre Botschaften die Herzen der Menschen nicht erreichten, war dies mit Jesus anders.

„Er war den Menschen nahe und verstand sie. Er empfing die Menschen, heilte sie und lehrte sie mit seiner Nähe. Das ist es, was einem Hirten die Vollmacht gibt, die vom Vater kommt. Ein Hirte, der nicht nach Gott sucht, hat etwas verloren und kann den Menschen nicht nahe sein. Ein den Menschen ferner Hirte wird niemals die Botschaft mitteilen können. Es geht um Nähe und zwar in zweierlei Hinsicht: einerseits ist es die Salbung des Hirten, sich von der Gnade Gottes im Gebet anrühren zu lassen. Und zweitens sich auch von den Sünden, Problemen und Krankheiten der Menschen anrühren zu lassen: ein Hirte lässt sich erschüttern.“

Die Schriftgelehrten hatten diese Kraft verloren, sich erschüttern zu lassen, weil sie sich von den Menschen und sogar von Gott entfernt hatten. Wer diese Nähe verliert, der endet damit, ein „inkohärentes Leben zu führen“, so Papst Franziskus:

 

„Es ist schrecklich, Hirten zu sehen, die ein Doppelleben führen.“

 

„Jesus spricht in dieser Hinsicht Klartext: Tut, was sie euch sagen; sie sagen die Wahrheit, aber tut nicht, was sie tun. Das ist das Doppelleben. Es ist schrecklich, Hirten zu sehen, die ein Doppelleben führen. Das ist eine Wunde für die Kirche. Die kranken Hirten, die ihre Vollmacht verloren haben und mit dem Doppelleben weiter machen. Es gibt ja verschiedene Wege, um dieses Doppelleben fortzuführen, aber es handelt sich eben um zwei Wege. Jesus äußert sich ihnen gegenüber mit klaren Worten: Er sagt den Menschen nicht nur, dass sie sich vor ihnen hüten sollen, sondern er sagt auch, man solle ihnen nicht folgen. Und was sagt er den Betroffenen? Ihr seid weißgestrichene Gräber: schön und gut in der Lehrverkündigung, aber nur von außen betrachtet. Im Inneren sind sie verdorben. Das ist das Ende eines Hirten, der Gott im Gebet fern ist und der kein Mitleid mit den Menschen hat.“

Der Papst ging auch auf die Erste Lesung (1 Sam 1, 9-20) ein, bei der der Herr an Hanna dachte und sie einen Sohn gebar, den sie Samuel nannte. Von ihrer Rivalin, der anderen Frau ihres Mannes, konnte Hanna nur Spott, von ihrem Mann nur hilfloses Wohlwollen erwarten. Aber Gott nahm ihr Gebet und ihr Gelöbnis an.

 

„Die göttliche Vollmacht kann ein Hirte auch verlieren, aber er soll niemals die Hoffnung verlieren.“

 

„Das will ich auch den Hirten sagen, die ein von Gott und dem Volk getrenntes Leben geführt haben: Gebt die Hoffnung nicht auf! Es gibt immer eine Lösung. Der Herr musste nur die Frau anschauen, sich ihr nähern, zuhören, sie segnen und prophezeien und jene Prophezeiung wurde erfüllt. Sie gebar einen Sohn. Die Vollmacht ist ein Geschenk Gottes. Nur er kann das mitgeben. Und Jesus reicht das seinen Jüngern weiter. Es ist die Vollmacht zu sprechen, die durch die Nähe zu Gott und zu den Menschen gegeben wird. Beides – also Gott und die Menschen – gehören zusammen. Vollmacht bedeutet Kohärenz und kein Doppelleben zu führen. Die göttliche Vollmacht kann ein Hirte auch verlieren, aber er soll niemals die Hoffnung verlieren, so wie es der Priester Eli in der Lesung tat: es gibt genug Zeit, sich der Vollmacht und der Prophezeiung wieder anzunähern und zu eigen zu machen.“

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09. Januar 2018, 11:42
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