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Österreich: Rolle der Klöster im Wandel

„Mönch sein heute“ lautet der Titel des neuen Buches der Grazer Soziologin Isabelle Jonveaux über das Mönchtum in Österreich. Die Autorin stellte das Werk jetzt im oberösterreichischen Stift Kremsmünster vor.

Dabei betonte sie, dass sich das Klosterleben in Österreich sehr von dem in anderen europäischen Ländern unterscheide. Ihre früheren Forschungsergebnisse über Klöster in Frankreich oder Belgien würden hier nicht gelten, da ihre Geschichte eine ganz andere sei. Sie prognostizierte den Klösten in Österreich jedenfalls eine positive Zukunft, so Jonveaux, freilich unter veränderten Vorzeichen.

Die erste These der Soziologin lautet: „Das Mönchtum ist überall sehr geprägt von der Geschichte, d.h. gesellschaftlich, politisch, sozial usw.“ Die Klöster hätten etwa in Österreich ganz andere wirtschaftlichen Bedingungen als jene in Frankreich. Jonveaux: „Die Mönche leben nicht so, wie sie es wollen, sondern von Erbe und Geschichte“, und das sei „keine religiöse Entscheidung der Gemeinschaft“.

In der heutigen Zeit stelle sie zweitens eine Wende fest, die viele Aspekte des Klosterlebens betreffe, die man aber oft nicht wahrnehme: „Die Gesellschaft entwickelt sich und so müssen sich auch Klöster stets neu bestimmen.“ Das Verständnis von Askese und Fasten habe sich beispielsweise sehr verändert. „Man kann den Eindruck haben, dass das Fasten keine Bedeutung mehr hat“, so Jonveaux, „doch die neuen Medien sind eine Herausforderung: Internet-Fasten ist heute schwerer als Fleisch-Fasten“. Das sei Askese heute.

Als dritten Punkt nannte die Soziologin die veränderte Rolle der Klöster in der Gesellschaft: „Sie sind heute nicht weniger wichtig als früher, aber sie haben eine andere Rolle und eine neue Plausibilität.“ Klöster seien interessant als Orte „alternativen Lebens“. Für eine Gesellschaft in der Krise auf der Suche nach einem anderen Leben seien Klöster Vorbilder, etwa durch ihren Umgang mit der Natur. „Klöster haben eine neue Glaubwürdigkeit, obwohl die Kirche diese verliert.“

In ihren Feldforschungen habe sie oft erlebt, dass selbst Mönche zum Beispiel in Belgien an ein Ende des Klosterlebens glaubten. Aber man dürfe nicht nur auf die Zahlen schauen, so Jonveaux. Wichtig sei die Frage, was Mönch sein heute bedeute, was seine Identität sei: „Zukunft gibt es, wenn man weiß, wozu man da ist.“

(kap)
 

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11. Februar 2018, 12:25